Womöglich noch vor Jahresende will ThyssenKrupp die Hamburger Werft Blohm + Voss verkaufen. Dieses Signal ist wichtig für den Stahl- und Industriekonzern, der in der vergangenen Woche einen Verlust von 1,8 Milliarden Euro für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt hat: Randbereiche wie der Schiffbau sollen endlich aus der Bilanz verschwinden.
Seit mehr als zwei Jahren versucht ThyssenKrupp bereits, sich von Blohm + Voss weitgehend zu trennen. Einziger verbliebener Bieter ist der britische Kapitalfonds Star Capital Partners, der in eine Vielzahl unterschiedlicher Industrie- und Dienstleistungsunternehmen investiert, in Deutschland etwa in Altenheime.
Der Verkauf von Blohm + Voss ist ein Trauerspiel. Ursprünglich wollte ThyssenKrupp die Werft an Abu Dhabi Mar aus den Vereinigten Arabischen Emiraten veräußern. Verstehbar war damals, im Jahr 2009, zumindest noch die Idee, dass in Arabien und Asien vermutlich ein besonders hoher Bedarf an Luxusyachten und Marineschiffen besteht. Diesen Markt wollte Abu Dhabi Mar gemeinsam mit Blohm + Voss gezielt erschließen - es blieb bei der schönen Hoffnung.
Die einzige industriell seriöse Offerte für eine Übernahme - ein Gebot der Bremer Traditionswerft Lürssen - haben ThyssenKrupp und Blohm + Voss brüsk zurückgewiesen. Nun will man offenbar versuchen, mit frischem Kapital aus Großbritannien und dem bestehenden Management von Blohm + Voss allein durchzustarten. Mit welcher Strategie das funktionieren soll, bleibt zunächst weiterhin das Geheimnis der Beteiligten.