Der Absturz der Thomas-Cook-Aktie um mehr als 70 Prozent an einem Tag offenbart, wie empfindlich Anleger in Zeiten der Euro-Krise auf Liquiditätsprobleme einer Firma reagieren. Ist das Vertrauen der Märkte erst einmal weg, hilft es wenig, wenn die Chefetage betont, der Kreditbedarf sei nur eine Vorsichtsmaßnahme und kein Grund, sich Sorgen zu machen.
Tatsächlich hat Thomas Cook, hinter der TUI immerhin die Nummer zwei auf dem europäischen Reiseparkett, sich spätestens jetzt wie ein vom Knock-out bedrohter Boxer präsentiert. Nach Gewinnwarnungen und dem Abgang des alten Chefs Manny Fontenla-Novoa waren die Briten in diesem Jahr bereits mehrfach angezählt worden, doch die nun publizierte Finanzierungslücke scheint der bislang schwerste Wirkungstreffer gewesen zu sein. Kommt nicht bald neues Geld in die Kassen, droht ein harter Aufprall auf der Ringmatte - und damit Ungemach auch für Kunden bekannter Reisemarken wie Neckermann und Öger Tours.
Zwar gelten viele Probleme bei Thomas Cook, ehedem mit Karstadt zum Arcandor-Konzern verbunden, als hausgemacht. Dennoch wirft das Krisenszenario ein Schlaglicht auf die gesamte Branche. Dort haben längst auch andere ihre Sorgen, vor allem, wenn sie ihr Geschäft mit standardisierten Massenprodukten betreiben. Nicht ohne Grund hat die TUI bereits massive Stellenstreichungen und eine Neuausrichtung hin zu individuelleren Reisen und verstärktem Internetvertrieb verkündet. Hauptsache groß und international - diese Strategie geht so nicht mehr auf.