Der Rathausmarkt und andere Plätze im Herzen der Stadt können attraktiver werden.
"Dieser Platz sei gesichert gegen das Drängen und Treiben der Menge, besonders der Wagen und Pferde. Er bilde das Herz und den Zentralpunkt der Stadt. Alles dies kann man erreichen, ohne den ehrwürdigen Charakter des uralten Hamburg hinzugeben und ihn für die gehaltlose Modernität neuerer Städte zu vertauschen." Mit diesen Worten machte sich der großartige Architekt Gottfried Semper für einen vom Verkehr befreiten Rathausmarkt stark. Das war 1842, kurz nach dem Großen Brand, als er seine Gedanken für eine Verschönerung des Platzes zu Papier brachte. Semper hatte in Dresden das erste Hoftheater erbaut, aber Hamburg lag ihm am Herzen. Schließlich wurde er in einem Mietshaus am Neuen Wall geboren und wuchs in Altona auf.
Es brauchte ziemlich lange, bis sich die Stadt auf die Kraft ihrer Plätze besann. Man kann auch sagen: Über Jahrzehnte wusste Hamburg mit seinen zahlreichen Plätzen nicht allzu viel anzufangen. Das mag auch daran liegen, dass es die Hamburger sowieso ständig ans Wasser zieht. An die Alster, und vor allem an die Elbe. Wenn man solch einen grandiosen Strom vor der Haustür hat, braucht man keinen Marienplatz wie in München. Die Folge konnte sich leider nicht sehen lassen. Bestes Beispiel war der prominenteste, weil zentralste Ort der Stadt. Auf dem Rathausmarkt kurvten Taxis und Straßenbahnen, die triste Fläche war bis vor 30 Jahren eine graue Kreuzung. Viele sprachen vor der 1982 abgeschlossenen Umgestaltung des Platzes von einem Schandfleck im Zentrum der Stadt.
Seit es Städte gibt, gibt es auch zentrale Orte, auf denen sich die Menschen versammeln oder Handel treiben. Gut gestaltete öffentliche Räume repräsentieren das kulturelle Leben einer Stadt. Über die Atmosphäre von Plätzen entscheiden Besucher, ob sie sich in einer Stadt wohlfühlen. Diese Orte sind nicht nur Treffpunkte und fördern soziale Kontakte, sondern bestimmen auch mehr und mehr das Erscheinungsbild einer Stadt.
In den vergangenen 20 Jahren hat sich das Bild der Hansestadt deutlich verändert. In Hamburg hat man gelernt, draußen zu sitzen. Neu gestaltete Plätze und ganze Stadtviertel haben das Leben an die frische Luft verlagert. In der HafenCity haben die Magellan-Terrassen einen Hauch von Südeuropa an die Elbe geholt. Bereits der schwarz-grüne Senat hat diesem Bedürfnis Rechnung getragen und in einem Sonderinvestitionsprogramm für elf Millionen Euro die Colonnaden und den Gertrudenkirchhof, den Carl-Legien-Platz, den Hallerplatz und Teufelsbrück verschönert.
Nun legt die Handelskammer neue Pläne für den Rathausmarkt vor, die man nur begrüßen kann. Das Herz der Stadt vom Busverkehr zu befreien und Plätze zum Verweilen zu schaffen wird die Attraktivität im Zentrum der City weiter erhöhen. Mit einem Ideenwettbewerb für ein Kunstwerk die Bürger in die Planungen einzubeziehen ist richtig. So kann aus einer Leer- eine Lehrstelle werden. Wer nämlich Großes plant, ohne die Menschen mitzunehmen, muss damit rechnen, zu scheitern.