Laut Innensenator Michael Neumann überprüft das LKA alle relevanten Straftaten seit 1995 auf rechtsextremistischen Hintergrund.

Hamburg. Das Hamburger Landeskriminalamt überprüft alle relevanten Straftaten seit dem Jahr 1995 auf einen möglichen rechtsextremistischen Hintergrund. Seit dem Wochenende gingen die Beamten die Fälle durch, sagte Hamburgs Innensenator Michael Neumann am Montag vor Journalisten. Zuvor hatten er und Integrationssenator Detlef Scheele (beide SPD) hinter verschlossenen Türen Gespräche mit rund 50 Vertretern von Hamburger Migrantenverbänden geführt.

Hintergrund war die Aufdeckung der Terrorgruppe „Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)“ . Neumann betonte, es sei ein sehr emotionales Gespräch gewesen. Die Taten rechtsextremistischer Terroristen hätten alle schwer getroffen. Eine Teilnehmerin habe ihm gesagt: „Ich möchte auch in Zukunft noch an Deutschland glauben können“. Wieder Vertrauen zu schaffen, darum sei es bei den Gesprächen gegangen, sagte Neumann. Der Dialog solle künftig fortgeführt werden.

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Migranten wurde „lückenlose Aufklärung“ zugesichert

Der Vorsitzende der Türkischen Gemeinde, Hüseyin Yilmaz, sagte, mit den Gesprächen im Hamburger Rathaus sei das Vertrauen „ein Stück weit“ wieder hergestellt worden. Es sei die lückenlose Aufklärung aller Fälle zugesichert worden.

Der Nord-Vorsitzende der türkisch-islamischen Union, Zekeriya Altug, sagte, es habe vor der Aufdeckung der Terrorzelle wenig Aufmerksamkeit für die These rechtsextremer Gewalt hinter der Mordserie an Kleinunternehmern mit Migrationshintergrund gegeben. „Terror kennt weder Religion noch Nationalität. Die Opfer sind immer Menschen“, sagte Altug.

Auch andere Bundesländer hatten angekündigt, vergangene Fälle neu aufzurollen. Unter den von der Gruppe zwischen den Jahren 2000 und 2006 ermordeten Geschäftsleuten mit Migrationshintergrund hatte sich auch ein Hamburger befunden. Der 31-Jährige war 2001 im Stadtteil Bahrenfeld erschossen worden. (dapd)