Sanieren statt neu bauen, lautet das Motto des Senats
Ein neues Leuchtturmprojekt, eines, um das uns der Rest des Landes beneiden könnte, das als architektonisches Ausrufezeichen wie die Elbphilharmonie oder als großes Stadtentwicklungsprogramm wie die HafenCity bundesweit Maßstäbe setzen könnte - nichts dergleichen ist in Hamburg in Sicht. Statt Visionen für die zweitgrößte Stadt Deutschlands - eine der reichsten noch dazu - zu entwickeln, bedient sich der Senat gefühlt bei der loriotschen Farbenlehre. Statt einer bunt schillernden Stadt gehen Beobachtern wohl eher Grautöne durch den Kopf, wenn sie an Hamburg im Jahr 2020 denken. Mausgrau. Steingrau. Aschgrau.
Zuletzt ließ sich dieser Eindruck festmachen an einem Forderungskatalog der regierenden SPD an den Senat; jetzt lässt sich die Sanierung der Schulturnhallen als Beleg anführen. Bestehendes pflegen, statt Neues zu bauen, lautet das Motto. Das ist wie mausgrau statt farbenfroh. Und doch ist diese Politik, die der Bürgermeister unter dem Slogan des Guten Regierens versteht, selbst in Zeiten regelrecht sprudelnder Steuereinnahmen alternativlos.
Alternativlos aus drei Gründen. Erstens: Das Substanz-Problem. Brücken drohen langfristig, wenn nichts unternommen wird, wegzubrechen, in manchen Straßen tun sich schon heute regelrechte Krater auf, in städtische Gebäude wie die Deichtorhallen regnet es hinein, Baudenkmäler wie St. Nikolai bröckeln. Hier muss gegengesteuert werden.
Zweitens: Das Motivations-Problem. Nichts gegen den Verfall in der Stadt zu unternehmen wäre das falsche Signal. Es würde lauten: Seht her, wir sehen weg, drücken uns vor Problemen. Das treibt die Bewohner Hamburgs nicht an, sich selbst für ihre Stadt zu engagieren.
Drittens: Das Haushalts-Problem. Die Schuldenlast ist erdrückend, sie muss abgebaut werden, aus Verantwortung für kommende Generationen.
Deshalb ist es erheblich sinnvoller, jetzt den Haushalt oder eben Turnhallen zu sanieren, als bemerkenswerte Investitionen anzuschieben.