Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) ist bei seiner ersten großen Auslandsreise als Regierungschef nach China gereist.

Hamburg. Nach ersten Eindrücken ins Chinas Hauptstadt Peking hat sich Hamburgs Erster Bürgermeister Olaf Scholz beeindruckt gezeigt. Kurz nach seiner Ankunft in der 19-Millionen-Einwohner-Metropole besuchte der SPD-Politiker am Sonntag die Verbotene Stadt und die traditionelle Altstadtstraße von Peking. Noch am Abend wollte Scholz mit dem deutschen Botschafter in der Volksrepublik China, Michael Schaefer, zusammenkommen.

Er sei überwältigt von seinen ersten Eindrücke, sagte Scholz am Sonntag nach dem Stadtbummel. Insbesondere die Schnelligkeit, mit der sich chinesische Städte wie Peking und Shanghai zuletzt entwickelten, beeindrucke ihn. Im Gegensatz dazu sei die Entwicklung in Hamburg noch beherrschbar. Auch seien die Planungen chinesischer Städte kein Maßstab für die Hansestadt, sagte der Bürgermeister weiter.

Scholz hatte jüngst seine Vision von der "Großen Stadt“ angekündigt. Demnach soll Hamburg weiter wachsen und mit internationalen Städten mithalten. Die Hansestadt werde zudem in die Höhe wachsen und Flächen nicht unnötig verschwenden, sagte Scholz im Sommer.

Der Bürgermeister war am Sonntag in Peking angekommen. Begleitet von einer 50-köpfigen Wirtschafts- und Wissenschaftsdelegation besucht er für acht Tage China und Japan. Neben Gesprächen mit der HNA Group und China Development Bank in Peking plant Scholz in Schanghai ein Treffen mit China Shipping und ein Symposium zur Schiffsfinanzierung. In seiner Funktion als stellvertretender SPD-Bundesvorsitzender kommt Scholz mit Vertretern der Kommunistischen Partei Chinas zusammen. In Japan stehen Besuche bei Panasonic und Sharp an.

Mit einem Besuch in der Verbotenen Stadt in Peking hatte der Bürgermeister seine einwöchige Asien-Reise begonnen. Vollendet im Jahr 1420, regierten von der 720.000 Quadratmeter großen Anlage inmitten der chinesischen Hauptstadt mehr als 20 Kaiser fast 500 Jahre lang.

Er wolle in den kommenden Tagen die Beziehungen pflegen und neue wirtschaftliche wie kulturelle Kontakte knüpfen, sagte Scholz. Am Dienstag reist der SPD-Politiker weiter nach Shanghai und am Donnerstag ins japanische Osaka.

Seit 1972 pflegen Deutschland und China diplomatische Beziehungen. Seither ist das Reich der Mitte für die Bundesrepublik zu dem wichtigsten Wirtschaftspartner in Asien avanciert. Exportierten Unternehmen hierzulande Anfang der 1970er Jahre noch Waren für 270 Millionen Dollar, betrugen die deutschen Ausfuhren nach China 2010 nach Angaben des statistischen Bundesamtes 53,6 Milliarden Euro.

Insbesondere für Hamburg mit Deutschlands größtem Seehafen ist die boomende Volksrepublik wirtschaftlich und kulturell bedeutend. So hat der Erste Bürgermeister der Hansestadt, Olaf Scholz (SPD), ganz bewusst China für seine erste große Auslandsreise ausgewählt.

Schließlich sind in Hamburg derzeit etwa 400 chinesische Unternehmen wie die Reederei Cosco vertreten und nutzen die Stadt als europäische Drehscheibe. Damit beherbergt die Hansestadt mehr Firmen aus der Volksrepublik als jede andere Stadt in Europa. Mehr als 900 Hamburger Unternehmen treiben Handel mit China.

Der Hamburger Hafen und die Handelsverbindungen sind dabei die Lebensader für die Wirtschaftsbeziehungen. Mehr als die Hälfte des deutschen Außenhandels mit der Volksrepublik wird heute über den Hamburger Hafen abgewickelt. Selbst während der Wirtschaftskrise 2009 behauptete sich China mit etwa 2,3 Millionen Standardcontainern (TEU) – das sind 33 Prozent des Gesamtumschlags – als der wichtigste Außenhandelspartner des Hafens.

Eine 2002 gestartete China-Initiative will die Beziehungen zwischen der Stadt und dem Land weiter auszubauen. Bereits seit 1988 gibt es die Chinawochen, die – seit 2006 unter dem Titel China Time - als dauerhaftes Forum mit Blick auf die Wachstumsregion China geschaffen wurden.

Eine bedeutende Rolle kommt ferner dem Wirtschaftsgipfel der Handelskammer Hamburg zu: „Hamburg Summit: China meets Europe“ versammelt alle zwei Jahre internationale Teilnehmer aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft und thematisiert aktuelle Fragen des chinesisch-europäischen Dialogs.

Seit 1972 ist die Volksrepublik mit einem Generalkonsulat in Hamburg vertreten. Herzstück dieser Verbindung bildet die seit 25 Jahren andauernde Städtepartnerschaft mit Schanghai. In der chinesischen Hafenmetropole unterhält Hamburg eine eigene Dependance, das Hamburg Liaison Office Shanghai.

Ein lebendiger Ausdruck der engen Bindung ist das Angebot an fünf Hamburger Gymnasien, Chinesisch zu lernen. Das Gymnasium Marienthal etwa bietet seit 2002 einen deutsch-chinesischen bilingualen Zweig an – einmalig in Deutschland. Hier werden deutsche und chinesische Schüler zweisprachig unterrichtet. In der Hamburger Metropolregion leben 10.000 Menschen chinesischer Abstammung.

Von Jana Werner mit Material von dapd und dpa