“Modern Warfare 3“ ist auf dem Markt. Auch Hamburg ist Schauplatz des umstrittenen Computerspiels, das den dritten Weltkrieg simuliert.
Hamburg/Berlin. New York, London, Berlin - und Hamburg! In der dritten und aktuellsten Auflage des US-amerikanischen Computer-Ballerspiels "Modern Warfare" können sich die "Egoshooter" auch durch die Hansestadt bewegen. Mit der Neuerscheinung aus der "Call of Duty“-Reihe geht der Krieg gegen den Terrorismus an nachgebildeten Schauplätzen weiter. Tatsächlich erinnern einige Szenen an grausame Wirklichkeiten. Eine Londoner U-Bahn entgleist und explodiert in einem Level – ein Bild der Verwüstung bleibt zurück. Entsprechende Szenen in einem Trailer sorgten bereits vor Verkaufsstart des Spiels für Kritik. Britische Terror-Betroffene fühlten sich stark an die tödlichen Anschläge vom 7. Juli 2005 erinnert. Damals kamen 52 Menschen in einem Londoner U-Bahn-Schacht ums Leben.
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In der Geschichte des neuen Spiels verüben Terroristen weltweit Giftgasanschläge. Der Spieler muss als amerikanischer Elitesoldat die westliche Welt verteidigen. Hamburg ist einer der Schauplätze. Unter der Köhlbrandbrücke im Hafen, an der Fischauktionshalle oder in der Speicherstadt. Die Macher des Spiels ließen sich bei einem Besuch in der Hansestadt von den Lichtern an den Landungsbrücken inspirieren.
"Modern Warfare 3“ wurde von den US-amerikanischen Studios Infinity Ward, Sledgehammer Games und Raven Software entwickelt und von Activision veröffentlicht. Es ist bereits der achte Teil der erfolgreichen, aber äußerst umstrittenen Videospielreihe "Call of Duty“.
Am Montagabend wurde "Modern Warfare 3" im Berliner In-Club "40 seconds“ mit prominenten Gästen vorgestellt. Auf weißen Sofas prosteten sich die Promis zu, während Videospieler an zahlreichen Konsolen die Waffen in "Modern Warfare 3“ sprechen ließen. Bei einem anderen Hersteller konnten sie bereits die Tötung Osama Bin Ladens nachspielen. Zum Verkaufsstart der achten "Call of Duty“-Kampagne waren zahlreiche Computerfans und Prominente gekommen. In der grün erleuchteten Lounge gab es harte Beats von DJ Tomekk. Dutzende Computerfreaks blickten auf die aufgestellten Flachbildschirme. Ihre Finger flitzten über die Controller. Das Spiel werde durch reale Schauplätze sehr lebhaft, so Tomekk vom DJ-Pult.
Die Popularität von "Call of Duty“ liegt offenbar nicht allein an der Qualität des Spiels. Der US-amerikanische Spielehersteller Activision scheint es auch auf Skandale anzulegen. Activision weist den Vorwurf zurück. Natürlich könnten Videospiele, die an einem realen Schauplatz spielten, den Spieler emotional berühren, sagt Sprecher Christian Blendl beim Launch-Event. Die Kampagne erzähle aber eine "fiktive Geschichte“. Zudem sei es gerade in dem U-Bahn-Level die Aufgabe des Spielers, einen fiktiven Anschlag zu verhindern.
Schauspieler Ben Becker nahm es mit dem Ballerspiel gelassen. Er hatte sich in einer ruhigen Ecke auf dem Sofa niedergelassen und zog genüsslich an einer Zigarette. Zwar habe auch er sich Gedanken gemacht, bevor er dem Computerspiel seine Stimme verlieh, meinte er. Doch dieses Spiel sei "einfach unglaublich gut gemacht“. Schließlich schaue er auch schon einmal einen Actionfilm, von daher sei das Spiel für ihn "in Ordnung“.
Der "weltgrößte Fan“ von Ego-Shootern sei er aber nicht. "Als ich ein junger Mann war, kam Space Invaders auf“, erinnert er sich. Seine Freunde hätten ihr ganzes Taschengeld dafür investiert, er selbst habe nur daneben gestanden und sich gelangweilt. "Das ist bis heute so geblieben“, fügt er hinzu. Eine geschenkte Xbox 360 nimmt er dennoch mit nach Hause. Darauf könne seine Tochter auch andere Spiele spielen, sagt er verschmitzt. Die Elfjährige interessiere sich aber vor allem für das Reiten und spiele Klavier – und das sei auch gut so.
Ex-Fußball-Profi Stefan Effenberg zockt unterdessen auf einem Großbildschirm weiter. Blut spritzt, seine Spielfigur ist getroffen. Zumindest bei den Effenbergs wird das Spiel sicher in den Haushalt einziehen. Realer Schauplatz hin oder her: In Amerika sei er auf den Geschmack von "Call of Duty“ gekommen, sagt Effenberg. (dapd/abendblatt.de)