Am “NetzWerk psychische Gesundheit“ beteiligen sich die Techniker Krankenkasse sowie die KKH Allianz. AOK und Barmer GEK wollen folgen.

Hamburg. Ein neues Modell soll die Versorgung psychisch kranker Menschen in Hamburg verbessern. Das „NetzWerk psychische Gesundheit“ steht rund um die Uhr für Beratung und Krisenhilfe bereit, vermittelt Therapien und bietet bei Notfällen eine betreute Übernachtung an. Es sei eine „Versorgung aus einer Hand“, lobte Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) am Freitag das Projekt. Im Juni hatte die erste Praxis im Stadtteil Barmbek ihre Arbeit aufgenommen.

Hamburg hat nach den Worten von Prüfer-Storcks die bundesweit höchste Dichte an psychiatrischen Hilfsangeboten, aber im Gegenzug auch die höchste Quote an psychischen Erkrankungen. Weil ambulante Therapieplätze fehlten, würden Patienten oft unnötig in die Klinik gehen. Dies bringe nicht nur hohe Kosten mit sich, sondern isoliere die Patienten von ihrer Umgebung und erschwere den Wiedereinstieg ins Berufsleben.

Vielen psychisch Kranken fehle eine gesicherte innere Bindung an das eigene Ich und die Umwelt, sagte Stephanie Wuensch, Vorstand des NetzWerk-Trägers Freundeskreis Ochsenzoll . Die Rufbereitschaft und das Angebot der Übernachtung würden bei vielen Patienten die Ängste lindern. Dies sei vor allem nachts und an den Wochenenden wichtig. Etwa die Hälfte der bislang 52 Patienten leide an Depressionen. Weitere Diagnosen seien Schizophrenie, Angsterkrankungen und Persönlichkeitsstörungen.

Entwickelt wurde das NetzWerk für Mitglieder der Techniker Krankenkasse. Die KKH Allianz ist inzwischen auch eingestiegen, AOK und Barmer GEK wollen folgen, womit 60 Prozent der Hamburger Patienten erfasst sind. Bis Anfang 2012 soll die flächendeckende Versorgung in Hamburg gesichert sein. Geschätzt wird ein Bedarf von bis zu 4000 Plätzen. Hamburg gehört zu den letzten Bundesländern, die ein solches NetzWerk aufbauen.

Eine parallele Erhöhung der ambulanten Therapieplätze ist nach den Worten der Gesundheitssenatorin nicht geplant. Es gebe viele Schwachstellen in der Versorgung psychisch kranker Menschen, die erst einmal behoben werden sollten. Dazu zähle die fehlende Vernetzung von ambulanter Hilfe und den Kliniken.