Auf dem Cover von “Zug um Zug“ spielen Helmut Schmidt und Peer Steinbrück falsch, weil das abgebildete Schachbrett um 90 Grad gedreht ist.

Hamburg. Das Cover des Buches " Zug um Zug “ von Alt-Kanzler Helmut Schmidt und Peer Steinbrück zeigt die beiden Herren beim Schachspiel. Das Problem dabei: Der Verlag hatte das falsche Foto ausgesucht ( wir berichteten ). Zumindest die "Zeit“ hat in ihrer jüngsten Ausgabe das richtige Bild genommen.

Darum ging es: Auf dem Buchtitel spielen die beiden SPD-Politiker offensichtlich falsch, weil das Spielbrett auf dem Foto um 90 Grad gedreht ist. Der rechte Turm von Steinbrück steht auf einem schwarzen Feld – nach den Regeln müsste es ein weißes sein. Das Titelfoto der neuen „Zeit“-Ausgabe zeigt dagegen ein korrektes Brett.

Die für das Cover engagierte Fotografin Ingrid von Kruse begründetet den Fehler mit Zeitdruck. "Schmidt hatte nur noch an diesem Tag Zeit und Lust für das Foto. Da musste ich mich beeilen“, sagte sie der "Süddeutschen Zeitung“. Das Schachbrett selbst habe sie aber nicht angerührt. Sie habe sich lediglich erlaubt, den Tisch näher ans Fenster zu rücken.

Es habe ein mehrteiliges Shooting für das Foto gegeben, bei dem das Schachbrett umgestellt worden sei, sagte Iris Seidenstricker, Sprecherin des Verlags „Hoffmann & Campe“, am Donnerstag. Mit Rücksicht auf die Gesundheit des Alt-Kanzlers habe man sich allerdings beeilen wollen. Wem von beiden der Fehler letztendlich aufgefallen sei, könne sie nicht sagen. Beide seien „versierte Schachspieler“. Allerdings habe das Spiel bei dem Fototermin auch nicht die entscheidende Rolle gespielt.

Allen Anzeichen nach ist das Foto auf dem richtigen Feld etwa 20 Minuten nach dem falschen entstanden – zumindest lässt sich dies an der Armbanduhr von Helmut Schmidt ablesen. Dabei ist das Spiel auf dem früheren Foto wesentlich weiter fortgeschritten als auf dem späteren.

Lesen Sie dazu auch den Abendblatt-Bericht:

Schmidt, Steinbrück und die Foto-Blamage

Dass die Welt in Unordnung geraten ist, schwante uns seit Langem. Nun liegt der Beweis vor, schwarz auf weiß, viel schlimmer noch: Schwarz ist nun Weiß, und Weiß ist Schwarz. Und das alles auf dem Deckel des Buches von Helmut Schmidt und Peer Steinbrück, die uns für 24,99 Euro auf 320 Seiten diese hässliche neue Welt "Zug um Zug" erklären wollen. Der Verlag Hoffmann und Campe hat dafür ein wenig Mühe gescheut und die Vordenker beim Schach fotografieren lassen; eine naheliegende Idee, aber wie vieles in unserer Zeit, siehe Euro-Rettung, handwerklich schlecht ausgeführt.

Früher, als die Welt noch in Ordnung war, haben sich Agenturen bei derartigen Shootings Experten zur Seite geholt. Links außen, Schachspieler nennen diese Quadrate bei Weiß a1 und bei Schwarz h8, sind die Felder schwarz und eben nicht weiß. In der Ausgangsstellung steht auf diesen Koordinaten ein Turm. Schmidt und Steinbrück allerdings, das haben beide zuletzt wiederholt betont, halten von der herkömmlichen Farbenlehre ohnehin wenig, der politischen insbesondere. Und Schach spielen lässt es sich schließlich auch, wenn das Brett um 90 Grad gedreht ist. Wobei das Foto , gestern im Abendblatt abgedruckt, den Verdacht zulässt, dass eine weitere Regel gebeugt wurde. Die lange Rochade, König zwei Felder nach links, Turm über ihn hinweg, scheint bei Weiß nach links verrutscht. Oder verkennen wir in diesem anarchischen Manöver den symbolischen Annäherungsversuch Steinbrücks an seine parteiinternen Kritiker, die genau dort verortet sein sollen?

Nun wissen wir aus Berichten professioneller Schachspieler, dass es Schmidt und Steinbrück sehr wohl auf den 64 weißen und schwarzen Feldern zu anerkennungswerten Fertigkeiten gebracht haben, dennoch müssen wir vor den Folgen des Farbendrehers warnen. Erinnert sei an die Kollateralschäden, die Loriots Beobachtung "Das Bild hängt schief" auslöste. Damals war es nur ein Wartezimmer, diesmal geht es um die ganze Welt. (epd/abendblatt.de)