In Hamburg ist die Suizidrate bei Frauen am höchsten, in Sachsen bei Männern. Am UKE wird auch eine Statistik zu Suizidmethoden geführt.
Hamburg. Die Zahl der Selbstmorde in Deutschland ist im vergangenen Jahr erstmals seit 2005 wieder gestiegen. Mehr als 10.000 Deutsche nahmen sich selbst das Leben. Die Zahl stieg von 2009 um 405 Fälle auf 10.021 Selbstmorde in 2010, so das Therapie-Zentrum für Suizidgefährdete am Hamburger Universitätsklinikum Eppendorf . Damit seien in Deutschland deutlich mehr Menschen durch Suizid gestorben als durch Verkehrsunfälle (3648), Mord und Totschlag (2218), illegale Drogen (1237) und Aids (etwa 550) zusammen.
Bei den Suizidmethoden dominierte den Angaben des UKE zufolge das Erhängen mit 4550 Fällen deutlich. Es folgen Medikamente (1442 Fälle), Stürze aus großer Höhe (850), Schusswaffen (772) und das „Sich-überfahren-Lassen“ (766). Die Zahl der Fälle von Selbsttötung durch giftige Gase stieg von 184 im Jahr 2007 auf 340 (2010).
Der Suizid ist in Deutschland nach Ansicht der Experten "ein Phänomen des höheren Lebensalters“. Im Jahr 2010 betrug das durchschnittliche Alter eines durch Suizid gestorbenen Menschen 56 Jahre, 1998 lag es noch bei 53,2 Lebensjahren. Besonders bei Männern stieg das Durchschnittsalter von 51,6 (1988) auf 55 Lebensjahre (2010). Bei Frauen stieg es im gleichen Zeitraum von 57,6 auf 58,8 Jahre.
Deutliche Unterschiede gibt es nach den Statistiken des Nationalen Suizidpräventionsprogramms zwischen den Bundesländern. In Berlin (plus 2,3) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 1,9) stieg die Suizidziffer am stärksten, in Sachsen-Anhalt (minus 2,2) und Bremen (minus 1,18) ist sie am deutlichsten zurückgegangen.
Die höchste Suizidziffer hatten im Jahr 2010 Sachsen (15,3) und Thüringen (14,6), die niedrigsten Raten hatten Nordrhein-Westfalen (10,2) und Berlin (10,6). Sachsen hat die höchste Suizidrate bei Männern (23,5) und Hamburg wie schon in den Vorjahren die mit Abstand höchste Suizidrate bei Frauen (8).
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Die „Suizidziffer“ ist die Anzahl der Suizide pro 100.000 Einwohner. Insgesamt stieg dieser Wert in Deutschland von 11,4 (2007) auf 12,3 (2010).
Der Anstieg der Selbsttötungen wird von den Experten mit großer Sorge betrachtet. „Die über 10.000 Toten des Jahres 2010 bedeuten zugleich, dass weit über 100.000 Menschen einen Suizidversuch unternommen haben“, sagte Georg Fiedler vom Hamburger Therapie-Zentrum.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehe davon aus, dass im Durchschnitt mindestens sechs nahe Menschen von einem Suizid betroffen sind. Das bedeute für Deutschland, dass mehr als 60.000 Menschen im vergangenen Jahr einen nahe stehenden Menschen verloren haben. Die Zahlen bedeuteten zugleich, dass sich in Deutschland alle 53 Minuten ein Mensch das Leben nehme, so Fiedler. Alle fünf Minuten finde ein Suizidversuch statt. Alle neun Minuten wird ein Mensch in Deutschland ein „Hinterbliebener“.