Das Projekt Tanzende Türme auf St. Pauli kostet 190 Millionen Euro. Am Donnerstag war Richtfest - mit traumhaftem Ausblick und Akrobatik.

Hamburg. Was hat eine Zwergfledermaus mit den Tanzenden Türmen zu tun? Ganz einfach: Ohne die eine gäbe es die anderen nicht. 2008 fand man die Hinterlassenschaften einer Kleinen Fledermaus an der Oberaltenallee, wo der Baukonzern Strabag seine Firmenzentrale errichten wollte. Das Projekt wurde gestoppt, der Konzern suchte ein anderes Grundstück – und stieß auf das Gelände am Millerntor, auf dem er die Tanzenden Türme errichtete. Am Donnerstag wurde das Richtfest des 190 Millionen Euro teuren Projekts gefeiert.

Schon vor dem offiziellen Teil geht es zur Besichtigung der 22- und 24-geschossigen Rohbauten. In den von der Reeperbahn aus zugänglichen Räumen im Erdgeschoss soll Gastronomie einziehen. „Dadurch wollen wir uns zum Kiez hin öffnen“, sagt Matthias Pirschel, Projektentwickler bei der Strabag. Dann kommt die 20 Meter hohe Büroeingangshalle. Von der Decke sollen Bilder des auf St.Pauli lebenden Künstlers Mirko Bannas hängen und den Bezug zum Stadtteil herstellen.

Ein Baustellen-Aufzug fährt außen am Gebäude bis zum 22. Stock empor. Oben weist Olaf Demuth, technischer Leiter der Strabag-Tochter Züblin, auf die schlanken Säulen hin, die das schräge Gebäude tragen. „Für die Ingenieure waren die Knicke die größte Herausforderung“, sagt er. „Wir mussten die Statik der Idee des Architekten anpassen.“ Schon aus dieser Höhe hat man einen atemberaubenden Blick, der zwei Stockwerke höher auf der Dachterrasse noch getoppt wird. Sie ist einer der höchsten Punkte der Stadt, thront das 89 Meter hohe Gebäude doch auf dem Geestrücken. Im nächsten Sommer macht hier eine Bar auf – dann kann man – durch Glasscheiben vor Wind geschützt – die grandiose Aussicht genießen. Heute glitzern Alster, Elbe und Hafen in der Sonne, am Horizont sind Elbbrücken, Osdorfer Born und startende Flugzeuge zu erkennen. „Hamburg ist eine schöne Stadt“, sagt Strabag-Chef Hans Peter Haselsteiner, der aus Wien angereist ist.

Je besser die Aussicht, desto einfacher vermieten sich Büros. In diesem Fall bezieht die Strabag die schwierig zu vermietenden Etagen selbst. Ab Sommer 2012 zieht die Firmenzentrale mit 800 Mitarbeitern in die unteren 14 Etagen. Mit der Nachfrage nach den übrigen Büros ist man im Konzern zufrieden. Die Reeperbahn sei ja genauso bekannt wie der Broadway.

Tanzende Türme: Traum-Blick und ein bisschen Walzer

Unten auf der Baustelle wird passend zum Standort Currywurst und Astra-Bier serviert. Strabag-Chef Haselsteiner gratuliert Architekt Hadi Teherani für das besondere Wahrzeichen und freut sich darüber, dass Budget und Termine eingehalten wurden. Oberbaudirektor Jörn Walter lobt die Einzigartigkeit des Gebäudes. „Wir wollten ein Gebäude, das Zeichen setzt für die Reeperbahn und ohne Schild erkennbar ist“, sagt er. Das sei ebenso gelungen, wie den Mojo Club zu sichern. Die Musik-Location zieht in drei Untergeschosse ein und bekommt einen ungewöhnlichen Eingang: zwei Stahlplatten, die sich abends aus dem Boden erheben.

Bevor der Richtkranz emporgehoben wird, gibt es eine atemberaubende Show. An einem Baukran werden zwei Trommler in die Höhe gezogen und eine Artistin, die ihre Kunststücke an einem Netz zeigt.