Hamburg. Auf Deutschlands kuriosestem Weinberg an den Hamburger Landungsbrücken soll am 29. September die Weinlese beginnen. Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) will die 100 Rebstöcke am Elbhang zuvor unter fachkundiger Anleitung begutachten. Im vergangenen Jahr war die Ernte ausgefallen, weil die Trauben dem Vogelfraß und außerdem gestohlen worden waren.
Der Weinberg der Hamburgischen Bürgerschaft (Am Stintfang) ist ein Geschenk der Wirte des "Stuttgarter Weindorfes“, das seit gut einem Vierteljahrhundert alljährlich auf dem Hamburger Rathausmarkt gastiert. Die ersten 50 Rebstöcke der Sorten Regent (rote Trauben) und Phönix (weiße Trauben) wurden 1995 zum 10. Jubiläum des Weindorfes in Hamburg gepflanzt. Weitere 50 kamen 2010 hinzu.
Unmittelbar nach der Ernte sollen die Trauben nach Stuttgart gebracht und dort gekeltert werden. Als Hamburger Rarität unter dem Namen Stintfang Cuvée dienen die zumeist rund 50 eleganten 0,375-Liter-Flaschen im jeweils darauffolgenden Jahr der Bürgerschaft als kostbares Geschenk für ausgewählte Gäste.
Die Plünderung des Weinbergs im vergangenen Jahr hatte den Einsatz der Winzer überflüssig gemacht. Der damalige Bürgerschaftspräsident Lutz Mohaupt verschenkte die übrig gebliebenen Trauben an die Tagesaufenthaltsstätte Herz As. In deren Küche wurde der klägliche Rest eingekocht: Anstelle des Stintfang Cuvée entstanden 14 Gläser (je 100 Gramm) Herz-As-Stintfang-Gelee, die auf einem Adventsbasar zugunsten der Obdachloseneinrichtung verkauft wurden.