Dreimal stand nach starkem Regen das Abwasser in den Kellern. Die Bergedorfer wollen Hamburg Wasser verklagen, wo man alles zurückweist.
Hamburg. In Bergedorf-Süd haben die Anwohner die Nase voll, im wahrsten Sinne des Wortes. Gleich dreimal standen in diesem Sommer nach starkem Regen Keller und Tiefgaragen unter Wasser - und zwar unter Abwasser. Die Schuld geben die Betroffenen der Hamburger Stadtentwässerung. Diese erneuert in Bergedorf gerade die Siele und hat aus Sicht der Betroffenen nicht dafür gesorgt, dass auch während der Bauarbeiten genug Wasser ablaufen kann. Nun prüfen die Bergedorfer juristische Schritte gegen Hamburg Wasser.
"Bei uns sind die Mieter der Häuser Am Pool 1 bis 7 betroffen", sagt Markus Tanne, Vorstandsmitglied der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille. Die Häuser zu reinigen und den Müll wegzuräumen habe zwischen 10.000 Euro und 15.000 Euro gekostet. Diese Summe wolle man nun von Hamburg Wasser erstattet haben. "Viel wichtiger als das Geld ist uns aber, dass so etwas nicht noch einmal passiert", sagt Tanne.
Schlimmer als Bergedorf-Bille hat es die Immobilienverwaltung Glunz getroffen, die in Bergedorf auch Tiefgaragen vermietet. Bei ihnen beläuft sich der Schaden laut "Bergedorfer Zeitung" auf 400.000 Euro. Laut dem Bericht streben die Firma Glunz und der Grundeigentümerverein Musterklagen an.
Die Bauarbeiten seien nicht der Grund für die vollgelaufenen Keller gewesen, sagt der Sprecher von Hamburg Wasser, Ole Braukmann: "Ein solcher Starkregen kann einfach nicht vom Kanalnetz abgeleitet werden, so große Siele kann man gar nicht bauen."
Meteorologe Frank Böttcher hatte schon nach den Regenfällen im Juni gesagt, dies seien Mengen, "die wir sonst nur aus den Tropen kennen". "Solche Niederschlagsmengen, die in so kurzer Zeit fallen, kann man mit keinem Abwassersystem beherrschen", so Böttcher.
Hamburg Wasser hat die Regenfälle, die Bergedorf unter Wasser setzten, genau analysiert. Das Ergebnis: Am 6. Juni fielen innerhalb von 175 Minuten 48,2 Liter Regen pro Quadratmeter. Ein so starker Regen gehe in Hamburg statistisch gesehen nur alle 57 Jahre nieder. Zum Vergleich: Im Durchschnitt fallen im gesamten Juni in Hamburg 74,4 Liter je Quadratmeter.
Am 18. August regnete es in 40 Minuten 30,1 Liter pro Quadratmeter, so etwas komme nur alle 25 Jahre vor. Und am 4. September kamen innerhalb von zehn Minuten 11,9 Liter Regen pro Quadratmeter vom Himmel, so viel wie alle vier Jahre. "Wir verstehen den Ärger der Anwohner, aber wir glauben, alles getan zu haben, was man tun konnte", sagt Braukmann. Bergedorf habe in diesem Jahr großes Pech gehabt.
In Bergedorf komme erschwerend hinzu, dass viele Flächen versiegelt seien, das Wasser also nicht im Boden versickern könne, sagt Braukmann. Und die Bergedorfer Siele seien teilweise schon 100 Jahre alt und hätten zu wenig Gefälle. Deshalb rieche es aus den Gullys auch häufig schlecht. Um das zu ändern, würden nun neue Rohre verlegt. Ende 2013 soll alles fertig sein, dann sollen die Bergedorfer Siele 5000 Liter pro Sekunde verkraften können, das ist fast die zehnfache Menge der derzeitigen Kapazität.
"Wir haben die Baustelle nach geltenden Normen errichtet, wir müssen uns nichts vorwerfen lassen", sagt Braukmann. Sollten die Bergedorfer Hamburg Wasser verklagen, werde man sich den Vorwürfen stellen.