Die 63-jährige Fahrerin ist nach dem schwerem Parkhausunfall außer Lebensgefahr. Betreiber sehen keine Sicherheitslücken
Barmbek-Süd. Einen Tag nach ihrem schweren Unfall am Einkaufszentrum Hamburger Meile liegt die 63 Jahre alte BMW-Fahrerin im künstlichen Koma. Das bestätigte ihr Ehemann gestern dem Abendblatt. Nach mehreren Notoperationen sei ihr Zustand jetzt stabil. Lebensgefahr bestehe nicht mehr. Die Unternehmerin aus Geesthacht war am Mittwoch am Steuer ihres Coupés aus dem dritten Stock des Parkhauses Mundsburg gestürzt. Der Wagen drehte sich in der Luft, landete auf dem Dach. Die 63-Jährige wurde kopfüber im Wagen eingeklemmt.
Warum der Firmenwagen eine Betonbarriere aus den Angeln riss, statt von dieser vor dem Absturz bewahrt zu werden, ermittelt jetzt die Polizei. Das knapp 40 Jahre alte Parkhaus war erst 2004 für fünf Millionen Euro saniert worden. "Wir gehen davon aus, dass die Frau bei der Einfahrt in eine Parkbucht stark beschleunigte", sagte Polizeisprecher Holger Vehren. Mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Winkel der Wagen auf die Brüstung traf, ist noch unbekannt. Die Ermittler haben Spuren des Aufpralls an der Front des silberfarbenen BMW gesichert. Bereits am Unfalltag hatte es geheißen, die Fahrerin des Automatikwagens habe beim Einparken möglicherweise Gas und Bremse verwechselt. Eine andere Version: Die Frau wollte aus einer Parkbucht starten und raste durch eine freie Parklücke auf die Mauer zu.
"Wir können uns zum jetzigen Zeitpunkt nicht erklären, wie es zu diesem Unfall kommen konnte", heißt es in einem Stellungnahme des Parkhausbetreibers Contipark International Parking, der seinen Sitz in Berlin hat und in der Hansestadt eigenen Angaben zufolge 18 Parkeinrichtungen betreibt.
+++ Mauer durchbrochen: Auto stürzt aus Mundsburg-Parkhaus +++
+++ Gas und Bremse verwechselt? Auto stürzt aus Parkhaus +++
Als verantwortungsvoller Betreiber arbeiten wir mit Hochdruck an der Aufklärung des Vorfalls und haben sofort einen Gutachter beauftragt, der nunmehr eine umfassende Analyse vor Ort vornehmen wird." Der Vorfall werde zutiefst bedauert, der verletzten Fahrerin baldige Genesung gewünscht.
Der spektakuläre Unfall sei ein absoluter Ausnahmefall, ließen die Betreiber anderer Hamburger Parkhäuser verlautbaren, darunter die Sprinkenhof AG und Apcoa Autoparking. Eine Notwendigkeit, die aktuellen Sicherheitsmaßnahmen neu zu überdenken, sehen sie nicht. Die Autohäuser in Hamburg seien sicher. Es komme zwar immer wieder vor, dass Fahrer an einer Wand oder an Pfeilern entlangschrammen und dabei kleinere Schäden verursachen. Unfälle wie dieser seien "sehr, sehr selten". Laut Straßenverkehrsordnung dürfen Autos im Parkhaus nicht schneller als zehn Kilometer pro Stunde fahren.
Auch ADAC-Hansa-Sprecher Matthias Schmitting sagte: "Fälle wie dieser sind einzelne spektakuläre Unfälle." Der Automobilklub prüft regelmäßig die Sicherheit in Hamburgs Parkhäusern und stellt ein Ranking der besten und schlechtesten Parkgaragen auf. "In unseren Tests, die inkognito stattfinden, können wir die Technik in Augenschein nehmen." Aufwendige statische Tests seien nicht möglich. Schmitting warnt vor Panikmache und voreiligen Schuldzuweisungen. "Die Ermittlungen der Polizei müssen zunächst abgewartet werden." Sollten allerdings Mängel aufgedeckt werden, müsste die Frage der Verantwortung schnell geklärt werden.