Legenden wie Steve Jobs bei Apple sind auch eine Hypothek
Wenn Nachrichten über die Gesundheit des Firmengründers den Aktienkurs bewegen, kann das für ein Unternehmen nicht gut sein. Der angekündigte Rückzug von Apple-Chef Steve Jobs aus dem operativen Geschäft drückte die Aktie gestern zunächst kräftig ins Minus, bevor der Kurs dann wieder stieg. Die Anleger sehen den Schritt als eine Zäsur, obwohl Jobs' schwere Erkrankungen seit Jahren bekannt sind. Der hagere Mann im schwarzen Rollkragenpullover gilt als Ikone der Computerindustrie schlechthin. Unter seiner Führung stieg Apple zum wertvollsten Technologieunternehmen der Welt auf.
Wie stark Jobs die jüngsten Innovationen bei Apple - vor allem die mobilen Geräte iPhone und iPad - zuletzt noch selbst geprägt hat, ist schwer zu beurteilen. Wenn er aber so vorausschauend ist, wie es ihm mit Blick auf seine Entwicklungen zugeschrieben wird, müsste er Apple wetterfest für die Zeit nach seiner Ära gemacht haben. Die meisten Branchenexperten glauben dies auch.
Bei Microsoft, neben Apple wichtigstes Unternehmen der Informationstechnologie, ist der Übergang gelungen. Gründer Bill Gates widmete sich beizeiten der karitativen Arbeit. Noch immer ist Microsoft der mächtigste Softwarekonzern der Welt. Aber längst wird die Marke nicht mehr so mit Gates gleichgesetzt wie früher.
Gründer sind Pioniere, und manche werden zu Legenden. Aber auch sie müssen den richtigen Zeitpunkt für den Abschied finden. Max Grundig etwa ist das nicht gelungen. Der Wirtschaftswunder-Held und einst führende europäische Hersteller von Unterhaltungselektronik hielt viel zu lange an seinem Unternehmen und an seinen Ideen fest. Grundig ging in der Konkurrenz aus Asien unter.
Offen ist, ob Apple seinen Aufstieg mit weniger Präsenz von Steve Jobs wird fortsetzen können. Jedenfalls wird der Visionär fehlen, der den Menschen mit seinen Produkten so viele neue Möglichkeiten eröffnet hat.