Hamburgs Bildungssystem leidet unter alten Fehlern
Als die PISA-Studie vor Jahren die ersten Schockwellen in Deutschland auslöste, gab es nicht wenige - in ihrer Arbeit betroffene - Pädagogen und Bildungspolitiker, die den Wert der Ergebnisse in Zweifel zogen. Nach dem Motto: Da werden Äpfel mit Birnen verglichen. Das ist heute zum Glück Geschichte.
Der Reflex, bei unangenehmen Bildungsstudien die Messmethoden zu kritisieren, statt nach eigenen Fehlern zu suchen, hat sich jedoch erhalten. Das zeigen die Reaktionen von CDU und Grünen in Hamburg auf den Bildungsmonitor 2011, der der Schul- und Hochschulpolitik des schwarz-grünen Senats für das Jahr 2009 ein schlechtes Zeugnis ausstellt.
Die Studie ist nicht über jeden Zweifel erhaben. Daten aus dem Jahr 2006 zu verwenden, weil keine neueren vorliegen, steht dem Anspruch, aktuelle Aussagen zu treffen, diametral entgegen.
Aber methodische Bedenken an der einen oder anderen Stelle dürfen nicht den Blick dafür trüben, dass das Hamburger Bildungssystem chronische Schwächen hat, die nun erneut zutage getreten sind. In Hamburg werden zu wenig Akademiker in den mathematisch-naturwissenschaftlichen Fächern ausgebildet. Das ist angesichts des Bedarfs an Ingenieuren in den erfolgreichen Unternehmen der Stadt völlig unverständlich.
Ein weiterer Punkt: Die Größe der Schulklassen ist in den Jahren der CDU-Herrschaft im Hamburger Rathaus zunächst gestiegen. Die Kehrtwende kam erst spät mit dem Schulfrieden zwischen CDU, GAL und SPD 2010. Es ist schon so: Der quälend lange Streit um die Primarschule hat die Bildungspolitik in der Hansestadt zu lange gelähmt.
Die hiesigen Schulen haben bei der Senkung der Schulabbrecherquoten dennoch gute Erfolge vorzuweisen, aber die meisten anderen Länder sind noch immer besser. Der hohe Anteil sogenannter Risikoschüler am unteren Leistungsrand bleibt für alle Stadtstaaten aufgrund ihrer von den Flächenländern sehr unterschiedlichen Bevölkerungsstruktur ein immenses Problem. Dennoch wäre es ehrlicher, hier einen Vergleich der großen Städte vorzunehmen.