Das Pokal-Aus gegen Fürth konnte der ETV nicht verhindern, dafür aber die Abschiebung seines Spielers Saikou Ceesay zurück nach Gambia.

Hamburg. Die 0:10-Packung seines ETV Hamburg im DFB-Pokal gegen Greuther Fürth nahm Saikou Ceesay gelassen zur Kenntnis. Nach dem wahrscheinlich größten Fußball-Spiel seiner Karriere ordnete der 18 Jahre alte A-Jugendkicker des Sechstligisten Eimsbütteler TV die am Ende doch zweistellige Niederlage gegen den Zweitliga-Spitzenclub aus Franken als „normal“ ein. „Das sind Profis, wir ein ganz junges Team“, sagte Ceesay. Dass es weitaus Schlimmeres als eine sportliche Pleite auf dem Fußballfeld gibt, weiß der Youngster selbst am besten.

Das Schicksal des Afrikaners berührte in den vergangenen Monaten die Herzen vieler Hamburger, nachdem lokale Medien das Thema öffentlich gemacht hatten. Denn der mit 16 aus Gambia geflohene Youngster saß im April in Abschiebehaft. Statt wie gewünscht eine Verlängerung der Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, sollte er in die Heimat abgeschoben werden. In das Land, in dem nach dem Tod seiner Mutter der regimekritische Vater bei einem Putschversuch ermordet wurde. Seine Teamkollegen ließen ihn jedoch nicht im Stich.

Sie protestierten gegen die Abschiebung, via Facebook schlossen sich ihnen rund 40 000 Menschen an. Und da Ceesay sozial integriert ist, seinen Hauptschulabschluss gemacht und mittlerweile auch eine Lehrstelle hat, entschied die Härtefallkommission der Hamburger Bürgerschaft im Juni tatsächlich positiv über sein Bleiberecht. „Das war vielleicht der größte Sieg dieser Mannschaft, die in der schweren Zeit ganz eng zusammenstand und ihn bestmöglich unterstützt hat“, sagte Trainer Harald Wenzing rückblickend.

„Ich freue mich sehr“, meinte Ceesay, der gegen die Fürther bester ETV-Kicker war. Er kämpfte bis zum Umfallen und musste groggy nach 72 Minuten vom Feld geholt werden. Wenzing: „Saikou hat gespielt, wie wir ihn kennen: Er gibt immer alles.“ Sein Schützling kann für sich auch dies in Anspruch nehmen: Nur bei seinem Schuss in der 10. Minute muss sich Fürths Torhüter Max Grün gewaltig strecken.

ETV: Struckmann - Hanstein, Hitscher, Novotny, Kovacevic - Wenzing (82. Steinwärder), Rosmanith - Bartold, Yücel (39.Osmanov) - Ceesay (72. Umurhan) - Kilic.

Greuther Fürth: Grün - Nehrig, Kleine, Mavraj, Schmidtgal (46. Rahn) - Klaus (60. Pektürk), Fürstner, Tyrala, Prib - Sararer, Occean (60. Nöthe).

Tore: 0:1 Mavraj (17.), 0:2 Sararer (19.), 0:3 Sararer (25.), 0:4 Tyrala (54.), 0:5 Nehrig (66., Foulelfmeter), 0:6 Tyrala (70.), 0:7 Sararer (76.), 0:8 Nöthe (80.), 0:9 Sararer (85.), 0:10 Rahn (88.).

SR: Metzen (Mechernich). Z: 2086.