Jugendliche konnten an Geldautomaten unbegrenzt Geld abheben. Die Hamburger Sparkasse will mit den Eltern über Lösung reden.
Hamburg. Nach den zahlreichen Beschwerden von Kunden über den lahmgelegten Onlinehandel bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) ist seit gestern klar: Auch bei den Jugendkonten, die die Haspa für Jungen und Mädchen ab zwölf Jahren einrichtet, haben die Computerprobleme zu Pannen geführt. So funktionierte zwischen dem 30. Juni und dem 4. Juli die technische Überziehungssperre an den Geldautomaten für die Jugendkonten nicht. Die Folge: Die Inhaber konnten über ihre Karten mehr als die zuvor eingezahlte Summe abheben, obwohl die jeweiligen Konten nur im Guthabenbereich geführt werden durften. Dies bestätigte gestern Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg dem Abendblatt.
Allerdings gibt es bisher keine genauen Informationen darüber, wie viele Jugendliche die Pannen für sich genutzt haben. "Wir gehen von Einzelfällen aus", sagte von Carlsburg, wollte sich aber zu Zahlen nicht äußern. Die bisher höchste Summe, die ein Jugendlicher abgehoben hat, beträgt offensichtlich 1200 Euro. Eine höhere Summe sei ihr nicht bekannt, sagte die Sprecherin.
In dem genannten Fall hatte der Vater eines Jungen darüber berichtet, dass sein Sohn mit dem Geld mit Freunden eine Spritztour nach Berlin unternommen habe. Offensichtlich waren die Informationen über die Möglichkeit, an das Geld zu kommen, rasch über Facebook und SMS verbreitet worden.
Bei der Haspa geht man jedoch davon aus, dass es sich bei den meisten Abhebungen vor allem um kleine Beträge gehandelt habe, die durch das nächste Taschengeld oder durch "Einnahmen aus einem Ferienjob wieder ausgeglichen wurden", sagte von Carlsburg.
Wie die Fälle aber juristisch zu lösen sind, hängt nach Auskunft der Hamburger Verbraucherzentrale davon ab, wer den Vertrag über die Jugendkonten unterzeichnet hat. Klar ist für Verbraucherschützerin Edda Castelló: "Eltern haften nicht für ihre Kinder."
Sollten Jugendliche den Vertrag unterschrieben haben, liege das volle Risiko bei der Bank. "Wenn ein Jugendlicher dann etwas unternommen oder gekauft habe, was er ohne das Geld gar nicht getan hätte, müsse die jeweilige Summe auch nicht wieder zurückbezahlt werden." Sei das Geld dagegen noch vorhanden, muss der Kontoinhaber es zwar wieder einzahlen, Zinsen würden aber nicht anfallen.
Haben allein die Eltern für die Konten unterschrieben und die Jugendlichen können nur über die Konten verfügen, können die Eltern gegenüber der Sparkasse Schadenersatz geltend machen. "Schließlich hat die Sparkasse in diesem Fall den Vertrag verletzt", sagte Castelló. Denn er sollte den Eltern garantieren, dass sie nicht für ein mögliches unvorsichtiges Verhalten ihrer Kinder haften müssen. "Das Risiko liegt bei der Bank, sie hat den Fehler zu vertreten", sagt Frank-Christian Pauli vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. Auch er sagt: "Die Bank hat den Kunden schließlich zugesichert, dass die Minderjährigen nur auf Guthabenbasis über ihr Konto verfügen können."
Bei der Haspa wurde inzwischen damit begonnen, die Folgen der Panne aufzuarbeiten. "Wir haben unsere Kunden angerufen oder angeschrieben und sie gebeten, in den jeweiligen Filialen vorbeizukommen", sagte von Carlsburg. "Dort haben wir uns in vielen Fällen auf eine einvernehmliche Lösung geeinigt." Grundsätzlich unterschreiben bei der Sparkasse sowohl die Eltern als auch ihre Kinder die Verträge für die Jugendkonten. Klar ist für von Carlsburg: Das Problem mit den Konten ist überwunden. "Nach der EDV-Umstellung spielt es bei uns keine Rolle mehr."
Durch die Computerumstellung bei der Haspa war es bereits zu diversen Fehlern und Pannen gekommen. Ein Teil der Geschäftskunden konnte das Onlinebanking nicht mehr nutzen, dazu wurden Lastschriften für Privatkunden nicht zeitgerecht ausgeführt. So wurden etwa bei den Mietern der Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark, zu der 4300 Wohnungen in Hamburg zählen, die Mieten doppelt abgebucht. In anderen Fällen stauten sich Lastschriften auf, sodass Vermieter ihre Einnahmen nicht erhielten. Einem Architekten aus Norderstedt wurden mehr als drei Millionen Euro aufs Konto gebucht. Die Haspa beauftragte unter anderem Kurierdienste, um Überweisungen bei Firmen abzuholen und sie dann per Hand in den Computer einzugeben, oder verschenkte Blumensträuße an Kunden.
Mittlerweile laufe noch nicht alles völlig störungsfrei, aber doch weitgehend, sagte die Sprecherin. Die Haspa hatte zugesagt, die eventuell entstehenden Kosten für die Auswirkungen der Computerprobleme zu erstatten.