Von Allermöhe bis Wohldorf überwiegt das Plus. Die HafenCity gewinnt 20 Prozent Einwohner hinzu, im Süden hingegen schrumpft vielerorts die Stadt
Hamburg. Dana Briddigkeit ist neu in Hamburg. Genauso wie Philipp Jöster, 27, und Judith Kuschmider, 24. Die Studierenden sind drei von insgesamt mehr als 80 000 Menschen, die im vergangenen Jahr nach Hamburg gezogen sind, weil sie hier leben, studieren und arbeiten wollen. Hamburg wächst. Und zwar rasant. 2010 stieg die Zahl der Einwohner um 12 224.
So wie Dana. Die 21-Jährige verließ ihre Heimatstadt Brake an der Unterweser, um in Hamburg zu studieren. Sie wohnt gemeinsam mit ihrer Kommilitonin in einer gemütlichen Zweier-WG auf der Veddel. " Ich hatte die Wahl zwischen Hamburg und Berlin - und da ich in einer Großstadt mit viel Wasser leben wollte, fiel meine Wahl auf Hamburg", sagt die Studentin.
Philipp Jöster zog es von Eckernförde in die Hansestadt. Grund war neben seiner damaligen Freundin, die bereits in Hamburg wohnte, auch sein Studium. "Ich glaube, dass man nach seinem Studium gute Berufschancen in Hamburg hat. Ich mache derzeit meinen Magister in Kulturwissenschaften und nutze die Möglichkeit, auch während des Studiums in einem Unternehmen zu arbeiten." Wenn sein Studium beendet ist, möchte Philipp Jöster auf jeden Fall in Hamburg bleiben und sich hier einen Job suchen. Vielleicht auch eine Familie gründen.
So wie Carolin Ammer. Sie ist 33 Jahre alt und kam vor zwölf Jahren aus Hannover nach Hamburg. "Weil es für mich die schönste Stadt der Welt ist", sagt sie. Inzwischen ist sie verheiratet, lebt mit Ehemann Lars Oliver und den vier Kindern Antonius, Louis, Levke und Marlene in einer Vier-Zimmer-Wohnung in Hoheluft. Marlene kam im vergangenen Jahr auf die Welt - als eine von 17 377 Neugeborenen der Stadt. "Wir wollen auf jeden Fall hier bleiben", sagt Carolin Ammer. Ein Umzug ins Umland kommt für die Familie nicht infrage. Auch wenn die Miete für die 110 Quadratmeter große Altbauwohnung in der Roonstraße hoch ist und beide voll arbeiten müssen. "Die Stadt ist kindgerecht, wir fühlen uns hier sauwohl", sagt Ammer.
So geht es auch Metin Hakverdi. Er lebt seit 42 Jahren in Wilhelmsburg. Und sagt: "Hamburg ist meine Traumstadt." Als SPD-Politiker kümmert er sich vorwiegend um das Thema Integration. Denn Hamburg wächst vor allem durch seine ausländischen Mitbürger. So wurden im vergangenen Jahr 1369 Kinder mit Migrationshintergrund geboren. Die Gesamtzahl der Ausländer erhöhte sich um 7255. "Das ist ein gesellschaftsimmanentes Dauerproblem im positiven Sinne", sagt Hakverdi. Deshalb müsse die Stadt auch in Zukunft Maßnahmen zur Verbesserung der Integration schaffen. Dazu gehören kleine Schulklassen genauso wie eine bessere Durchmischung der Stadtteile.
"Wir nehmen das Thema auch sehr ernst", sagt Julia Seifert, Sprecherin der zuständigen Behörde. Vor allem Kinder müssten frühzeitig durch den Besuch einer Kita integriert werden. Um Ängste und Vorurteile bei ausländischen Müttern abzubauen, hat die Stadt inzwischen 31 Eltern-Kind-Zentren eröffnet. In denen können Mütter mit ihrem Nachwuchs kostenfrei und niedrigschwellig Kontakte zu Erziehern und Familien knüpfen. Bis 2012 sollen weitere 15 Zentren dazukommen.
Um die Integration zu fördern, wurde im November zudem das Projekt "Einbürgerunglotsen" ins Leben gerufen. Hier helfen Migranten mit deutschem Pass anderen Ausländern bei Behördengängen. Sie sorgen dafür, dass die Formalitäten der Einbürgerung nicht zum Hindernis werden.
Studentin Dana Briddigkeit findet all diese Projekte gut. Sie selbst möchte nach ihrem Studium noch einmal ins Ausland. Doch danach will sie unbedingt zurück - in ihre Wahlheimat Hamburg. (hk/hpte/hpnr/hpjn/hptl)