Seit meiner Premiere am Bebelplatz im Januar 2010 habe ich mich entschlossen, meinen Weg jenseits der Berlin Fashion Week weiterzuverfolgen. Denn ich hatte den Eindruck, dass vieles an Philosophie und Inspiration auf der Strecke bleibt.
Die Modenschauen im Zelt sind terminlich eng getaktet und einander sehr ähnlich; viel Gestaltungsraum bleibt einem als Designer nicht. Nach der Show hat jeder Designer eine Viertelstunde Zeit, um abzubauen und Platz für den nächsten zu machen. Es ist also kaum möglich, im Anschluss Gäste zu empfangen oder mit der Presse zu sprechen. Dafür ist der finanzielle Aufwand dann aber im Vergleich sehr hoch: Man muss Models und Visagisten buchen, Schuhe kaufen ... So kommt schnell eine fünfstellige Summe zusammen.
Außerdem hatte ich das Gefühl, dass vieles, was ich mit meiner Mode sagen will, nicht zum Ausdruck kommt. Doch genau darum geht es mir in meinem Beruf: Ich will Geschichten erzählen. Und Mode soll Spaß machen.
Auch Berlin hat die Chance, zur Modemetropole zu werden, denn es gibt dort viele Talente und kommerzielle Label wie "Kaviar Gauche" und "Lala Berlin". Nur schöpft man dieses Potenzial nicht aus. Stattdessen wird aus allem ein öffentliches Ereignis gemacht, um noch mehr Besucher anzulocken. Der Fokus sollte aber lieber auf internationale Einkäufer gerichtet werden, deren Interesse man mit einer kontinuierlichen Präsenz deutscher Designer weckt. Schließlich muss sich die Investition einer Modenschau auch rechnen. Den Gedanken des "Return on Invest" setzt die Stadt einfach nicht um.
Ohnehin ist für mich die klassische Modenschau, wie sie in Berlin gezeigt wird, ein Relikt aus dem vergangenen Jahrhundert. Heute musst du als junger Designer innovativer sein. Ein großes Experiment, das sehr erfolgreich war, war meine "Holographic Show" im Februar auf Kampnagel. Statt Models über den Laufsteg zu schicken, wurde ein zuvor aufwendig produzierter Film abgespielt, der meine Mode in Form von Hologrammen zeigte.
Der zeitliche und finanzielle Aufwand war zwar höher als für eine Show in Berlin, aber dafür war es auch genau das, was ich zeigen wollte. Über 15 000 Menschen aus Japan, Kanada und den USA haben sich die Show im Internet angeschaut. Noch heute bekomme ich viel Resonanz darauf. Was mir außerdem wichtig ist: Ich will meine Mode dort zeigen, wo sie auch gekauft wird - und das ist vor allem in Hamburg.