ETV-Vorstand Fechner gibt sich kämpferisch: Man werde trotzdem bis zum DFB-Pokalspiel eine schlagkräftige Truppe auf die Beine stellen.

Hamburg. Der Eklat beim Eimsbütteler Turnverband ist um eine Episode reicher: Nach dem Rücktritt der Landesligatruppe, die erst vor wenigen Wochen den Hamburger Oddset-Pokal gewonnen hatte, verlässt nun auch die zweite Mannschaft den Verein. Das bestätigte Vorstandschef Frank Fechner am Mittwoch dem Abendblatt. "Wir bedauern diesen Schritt, aber das wirft uns nicht zurück", sagt Fechner. Er sei sich aber sicher, bis zum DFB-Pokalspiel gegen Greuther Fürth am 31. Juli ein schlagkräftiges Team auf die Beine zu stellen: "Das werden wir schon hinkriegen. Auf diese Situation waren wir aber nicht vorbereitet, daher kann man nicht innerhalb von drei Tagen eine neue Mannschaft präsentieren". Trotz des Verlustes der ersten und der zweiten Mannschaft betonte Fechner, man "leide nicht unter Spielernot".

Der Verein wird derzeit von Spieleranfragen überhäuft. Nicht alle sind ernst gemeint. Ein Spieler schlug vor, die Startplätze bei Ebay zu versteigern. Ein anderer bot bereits 1000 Euro, wenn er im DFB-Pokal für mindestens 15 Minuten auf dem Platz stehen dürfe. "Das Pokalspiel ist eine ernste Angelegenheit, die wir seriös angehen werden", sagt Fechner. Mit der Zusammensetzung der neuen Mannschaft beschäftige sich derzeit ein Gremium von vier Personen, welches die verschiedenen Anfragen sondiert. "Wir wollen vor allem auf junge Spieler setzen", erklärt Fechner. Finanzielle Angebote werde es nicht geben, sagte Fechner und reagiert damit auf den Vorwurf des ehemaligen Trainers Dennis Mitteregger, er habe einem möglichen neuen Spieler aus der Oberliga Geld geboten. "Das ist eine gezielte Fehlinformation", wehrt sich Fechner.

Gunnar Hitscher hat seine Austrittserklärung unterdessen wieder zurückgenommen. Der Verteidiger spielt erst seit einem halben Jahr beim ETV, gehört also nicht zu dem festen Gebilde, das seit Jahren unter Mitteregger spielt. "Die Unterschrift war ein Fehler", sagt Hitscher über seine Kündigung, nachdem er sich die Sicht des Vereins noch einmal in Ruhe angehört hat. "Es gab eine Gruppendynamik, man wollte nicht der Buhmann sein", erklärt er. Der Student äußerst aber auch Verständnis für seine ehemaligen Teamkollegen. Es habe sich über die Jahre einiges angestaut. Die heftigen Aussagen der zurückgetretenen Spieler in Internetforen kann er nicht verstehen: "Man sollte nicht beleidigend werden". Nach den Vorwürfen sei eine gemeinsame Zusammenarbeit nicht mehr möglich gewesen. "Wie sich die Mannschaft jetzt darstellt, ist fatal", sagt Gunnar Hitscher. Die Spieler und auch Trainer Dennis Mitteregger hätten die Folgen unterschätzt: "Ich halte sehr viel von Dennis, er ist da mit reingerutscht".

Weil Hitscher mit seinem alten Verein Niendorf in der abgelaufenen Saison schon im Oddset-Pokal zum Einsatz kam, konnte er für den ETV in den entscheidenden Pokalspielen nicht mitwirken. Von den Prämien, die in Höhe von 1000 Euro an die Spieler, die häufig zum Einsatz kamen, ausgezahlt werden, sieht er nichts. Für Hitscher sind die finanziellen Argumente nicht entscheidend. "Die Chance, einmal in einem DFB-Pokalspiel mitzuwirken, ist einmalig", sagt er. Zudem wohne er in Eimsbüttel und wollte nicht schon wieder wechseln. Mit welchen Spielern er gegen Fürth auf dem Platz stehen wird, ist noch unklar. Aller Voraussicht nach wird der Großteil der Mannschaft aus A-Jugendlichen bestehen.

Bereits am kommenden Sonnabend startet die Landesligamannschaft beim Cargo-Cup in Osdorf in die Saisonvorbereitung. Der Gegner ist Komet Blankenese. "Wir werden auf jeden Fall mit einer Mannschaft auflaufen", kündigte Hitscher an.

Dem ETV droht unterdessen neues Ungemach. Der TV-Privatsender "Sky" überlegt, das DFB-Pokalspiel gegen Greuther Fürth nicht zu übertragen, sollte der Sechstligist aus der Hansestadt nach dem geschlossenen Austritt der ersten Mannschaft wie vorgesehen mit seiner A-Jugend gegen Fürth antreten. „Wir müssen das Spiel nicht live übertragen und wir werden das auch nicht tun, wenn es bei der Entscheidung des Vereins bleibt“, sagte Unternehmenssprecher Wolfram Winter der Nachrichtenagentur dpa am Mittwoch.

Fechner hat bereits Rücksprache mit dem DFB gehalten. Es habe dort noch keine entsprechende Anfrage von "Sky" gegeben und aus DFB-Sicht müsse sich der Verein keine Sorgen machen, "wenn wir mit unserer neuen ersten Mannschaft antreten und ein ordentliches Pokalspiel durchführen. Das habe ich zugesagt, das werden wir tun", so Fechner.