Ein Kommentar von Sven Kummereincke
10, 50, 300, 1000. Nichts kann das Problem auf dem Hamburger Wohnungsmarkt so schnell verdeutlichen wie diese vier Zahlen. Denn sie stehen für die Neubautätigkeit des größten hiesigen Wohnungskonzerns, der Saga-GWG. Ganze zehn Wohnungen hat das städtische Unternehmen 2010 gebaut, 50 werden es in diesem Jahr sein, 300 sollen 2012 folgen und schließlich 1000 im Jahr darauf. Die Saga will die Zahl der Neubauten binnen vier Jahren also verhundertfachen. Deutlicher kann man kaum zeigen, wie sehr die Stadt mit ihrer Wohnungsbaupolitik falsch lag.
Die drei CDU-geführten Senate der vergangenen Dekade haben den Kräften des Marktes vertraut. Sozialer Wohnungsbau fand nicht mehr statt, obwohl der Bestand rapide sank. Soziale Erhaltungsverordnungen, mit denen die Stadt in bestimmten Gebieten Luxussanierungen und Umwandlungen von Miet- in Eigentumswohnungen verhindern kann, wurden abgeschafft. Und die Saga-GWG sollte nicht mehr neuen Wohnraum schaffen, sondern Kasse machen - also mehr Gewinn an die Stadt abführen.
Das Ergebnis dieser Politik ist bekannt. Weil parallel Hamburg viele Neubürger anlockte, stiegen die Mieten immer stärker an, zuletzt um zehn Prozent pro Jahr.
Der neue Senat hat den Wohnungsbau zum wichtigsten Ziel seiner Politik erklärt. Und das ist angesichts der Lage richtig. Denn sonst würde es den Hamburgern bald wie vielen Münchnern und Londonern gehen - sie könnten sich ihre eigene Stadt nicht mehr leisten.