Plagiatorin Koch-Mehrin wird Forschungspolitikerin
Wenn die Sache nicht so ernst wäre, könnte man jetzt laut lachen. Silvana Koch-Mehrin wurde der Doktortitel aberkannt. Eine Woche ist das her. An 120 Stellen ihrer Arbeit hat die FDP-Politikerin in Brüssel ohne Quellenverweis abgekupfert. Seit gestern sitzt diese Plagiatorin im Ausschuss für Industrie, Energie und (Achtung!) Forschung, der auch zuständig ist für den 143-Milliarden-Euro-Topf für das "Forschungsrahmenprogramm".
Vielleicht lerne sie dort ja das wissenschaftliche Arbeiten, witzelt ein Grüner. Aber diese Entscheidung ist mehr als die peinliche Außenwirkung eines Postengeschachers. Sie erzählt von einer Politik, die die Wissenschaft missachtet. Es geht beim Plagiat um Betrug und Diebstahl geistigen Eigentums - nicht um "menschliche Fehler". Doktoranden erhalten keine Rückendeckung. Die Politik deckt sich nur selbst. Der Schaden ist riesig.
Wenn der Volksmund über die Bürokratie der Europäischen Union spottet, erzählt er meist von der EU-Norm zum Krümmungsgrad der Gurke. Vielleicht hört man auf der Straße bald eine andere Geschichte.