Fast drei Viertel der Frauen zwischen 14 und 29 Jahren fordern die Quote. In der breiten Bevölkerung sieht es schon etwas anders aus.

Hamburg. Junge Frauen wollen die Frauenquote. Das hat eine repräsentative Umfrage des Marktforschungsinstituts Aris in Hamburg ergeben. Danach sagten fast drei Viertel (72 Prozent) der Frauen im Alter zwischen 14 und 29 Jahren, sie seien für die Quote. Dagegen sprachen sich 28 Prozent aus.

In der Gesamtbevölkerung ergab sich ein weniger eindeutiges Bild. Insgesamt haben 51 Prozent der Befragten die Frauenquote befürwortet. 43 Prozent lehnten sie ab. Die restlichen 6 Prozent hatten keine Meinung zu dem Thema. Im Auftrag des Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (BITKOM) wurden 1002 Personen ab 14 Jahren befragt.

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Mit Frauen gegen den Fachkräftemangel

Die Bundesregierung setzt zur Abhilfe beim drohenden Fachkräftemangel vor allem auf deutsche Arbeitnehmer. Das größte Potenzial schlummere bei den rund sechs Millionen nichterwerbstätigen Frauen, die gerne wieder arbeiten würden, sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) am Mittwoch nach dem Kabinettsbeschluss zum Fachkräftekonzept in Berlin. Auch Ältere und Jüngere sollten bessere Chancen erhalten. Das vom Kabinett beschlossene Konzept ist in der Koalition jedoch umstritten.

Für Elektroingenieure, Ärzte, Maschinen- und Fahrzeugbauer soll die Vorrangprüfung ausgesetzt werden, bekräftigte von der Leyen. So sollen Arbeitgeber, die diese Fachkräfte aus Nicht-EU-Staaten einstellen wollen, künftig nicht mehr nachweisen müssen, dass es keinen anderen geeigneten Bewerber gibt.

Zudem werde man mit Gewerkschaften und Arbeitgeberverbänden „in naher Zukunft“ noch über Gehaltsgrenzen debattieren. Derzeit liegt das Mindesteinkommen bei 66.000 Euro. Auf EU-Ebene werde das anderthalbfache des Durchschnittsverdienst diskutiert. „Das läge in Deutschland in etwa bei 40.000 Euro“, sagte von der Leyen.

Die FDP forderte den Wegfall der Vorrangprüfung für alle Branchen. „Jetzt fehlen vielleicht Ärzte und Ingenieure, morgen fehlen jedoch Fachkräfte in weiteren oder anderen Feldern“, sagte Fraktionsvorsitzender Rainer Brüderle dem „Hamburger Abendblatt“. Parteichef Philipp Rösler warnte im Radiosender „NDR Info“: „Der Fachkräftemangel droht zu einer Belastung für die deutsche Wirtschaft zu werden.“

Die CSU lehnte eine Änderung der Einkommensgrenze allerdings ab. Eine Absenkung sei für unbefristete Arbeitsgenehmigungen nicht nötig, sagte der CSU-Wirtschaftsexperte Georg Nüßlein der „Berliner Zeitung“. „Wer das will, will keine Fachkräfte holen, sondern billige Arbeitskräfte“, fügte er hinzu.

Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Michael Sommer, sah dies auch als größte Gefahr. „Die Forderung nach niedrigeren Einkommensgrenzen hat doch nur ein Ziel: Die Unternehmen wollen Billig-Hochqualifizierte“, sagte er in der „Passauer Neuen Presse“.

Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt entgegnete, es gehe der Wirtschaft nicht um billige Arbeitskräfte aus dem Ausland. „Die Ausschöpfung des inländischen Potenzials sollte nicht gegen eine geregelte Zuwanderung ausgespielt werden“, warnte er. Er begrüßte das Konzept, forderte aber ein „Gesamtkonzept der Fachkräftesicherung“.

Vertreter von weiteren Gewerkschaften und Verbänden forderten, auch in anderen Branchen gegen den Fachkräftemangel vorzugehen. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) nannte das Handwerk als Beispiel. Der Vorsitzende der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Bsirske, machte in der „Rheinischen Post“ auf besondere Schwierigkeiten in der Pflegebranche aufmerksam.

Der Branchenverband Bitkom beklagte, dass das Konzept nicht auf Informatiker ausgerichtet sei. Derzeit fehlten etwa 35.000 Computerspezialisten, sagte der Arbeitsmarktexperte Stephan Pfisterer der Nachrichtenagentur dapd. Laut dem Bundesverband der Freien Berufe (BFB) fehlen rund 10.000 Unternehmensberater.

Der Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) begrüßte den Abbau der Schranken auf dem Arbeitsmarkt. Der Fachkräftemangel sei hier aber nicht „dramatisch“, sagte Arbeitsmarktexperte Michael Schanz der Nachrichtenagentur dapd. Der Verband der Ingenieure (VDI) regte an, mehr junge Leute zum Studium der Ingenieurwissenschaften zu bewegen. Im Mai hätten in Deutschland mehr als 73.000 Ingenieure gefehlt. (dapd/dpa)