Der Kampf gegen Fachkräftemangel braucht mehr Instrumente
Nach langem Zögern meint die Bundesregierung nun den richtigen Zeitpunkt gefunden zu haben, um sich nicht weiter den ernsten Ratschlägen von Sozialwissenschaftlern, Unternehmern und Gewerkschaften zu verschließen. Schwarz-Gelb will die strikten Zugangskriterien für ausländische Fachkräfte lockern, um den Mangel an Spezialisten und Hochgebildeten im Land zu beheben.
Im Grundsatz ist nichts gegen diese Entscheidung vorzubringen. Jedes Instrument, das der Dynamik des deutschen Standorts und der Verstetigung des Aufschwungs nützt, soll willkommen sein.
Eine erkennbare Strategie für den Arbeitsmarkt lässt die Koalition allerdings vermissen. Dieselbe Regierung, die es ausländischen Hochqualifizierten leichter machen will, hält es genauso für nötig, Fördermittel für Arbeitslose zu kürzen. Und das, obwohl rund 20 Prozent der Arbeitslosen ohne Berufsabschluss dastehen.
Hilflos schaut die deutsche Politik auch noch dabei zu, wie die Universitäten und die Wirtschaft mit einer absurd hohen Abbrecherquote in den Ingenieurstudiengängen zu kämpfen haben. Dann klagt sie auch noch über den Mangel an Fachkräften in den Pflegeberufen, obwohl sie selbst einen höheren Mindestlohn für die Branche hätte beschließen und damit einen attraktiven Berufszweig hätte fördern können. Für die deutschen Arbeitnehmer hat die Koalition ihre Hausaufgaben noch längst nicht erledigt.