Die SPD stellt sich vor die Mieter und will den Investor zwingen, nach Abriss der Häuser ausreichend Sozialwohnungen zu bauen.
St. Pauli. Im Streit um die Esso-Häuser am Spielbudenplatz auf St. Pauli stellt sich die SPD nun deutlich vor die Mieter. "Wir werden politisch alles ausreizen, um dieses einzigartige soziale Biotop trotz Abriss zu erhalten", sagt Andy Grote, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion. Dazu soll der Investor bei einem Abriss zusichern müssen, die Rückkehr der rund 100 Mietparteien in neue, bezahlbare Sozialwohnungen zu garantieren. Weiterhin will die SPD einem Abriss nur zustimmen, wenn der bekannte Klub Molotow einen Anschlussvertrag in der Tasche hat.
"Von diesem Grundstück hängt die Zukunft von St. Pauli ab", sagt Grote. Es werde auf St. Pauli immer Wandel geben. "Dabei kommt es darauf an, Veränderungsprozesse so zu gestalten, dass der Charakter des Stadtteils erhalten bleibt." Und die Esso-Häuser stünden symbolhaft für St. Pauli.
Ein bayerischer Investor hatte die Gebäude 2009 gekauft und prüft nun Abriss oder Sanierung. Abriss und Neubau müssen im Bezirk beantragt werden. Einfluss nimmt der Bezirk über die Erteilung oder die Ablehnung der Genehmigung. Das kann er zum Beispiel über einen städtebaulichen Vertrag mit dem Investor regeln. Möglich wäre auch eine verbindliche Erklärung des Investors. Das "einzigartige soziale Biotop" ist vor allem durch die Esso-Tankstelle bekannt, die dem Quartier seinen Namen gab und die nicht nur Anlaufpunkt für Szene-Gänger an jedem Wochenende ist. "Die Esso-Häuser sind das Herz von St. Pauli", hat sich die Initiative auf die Fahnen geschrieben, die sich für den Erhalt der Häuser einsetzt.
Die Häuser stammen aus den 60er-Jahren und sind inzwischen ziemlich heruntergekommen. Ursprünglich wollte der Investor, die Bayerische Hausbau, abreißen und ein Hotel oder Brauereigasthaus errichten. Angesichts deutlicher Widerstände aus dem Viertel schwenkte das Unternehmen jedoch um: Nun sollen neben Gewerbe auch Wohnungen entstehen - im Dialog mit Mietern und der Politik. Nun haben beide Parteien Gutachten vorgelegt. Das Gutachten der Initiative belegt die Sanierungsfähigkeit der Gebäude. Der Investor spricht hingegen von "maroden und baufälligen" Gebäuden. Ein Abriss ist daher wahrscheinlich, jedoch noch nicht beschlossen.
Auch für die SPD scheint der Abriss wahrscheinlich. Und die "Esso-Tanke" wird es dann nicht mehr geben. Denn nach Abendblatt-Informationen wäre nur eine benzin- und autofreie "Tanke" im Zuge der Neubaupläne erlaubt - eine Pseudo-Kultstätte Marke Disneyland, die im Viertel auf Ablehnung stößt.
Der Rest soll jedoch St.-Pauli-typisch wieder auferstehen. "Die Neubauten dürfen nur sechs bis sieben Stockwerke hoch werden, so wie es hier üblich ist", sagt Andy Grote, der den SPD-regierten Bezirk Mitte hinter sich weiß. Die Sozialwohnungen sollen zwischen sechs und acht Euro pro Quadratmeter kosten. Soll es also künftig kein weiteres Hochhaus auf St. Pauli geben? Grote: "Ja, nach den Tanzenden Türmen wird es das auf St. Pauli nicht mehr geben."