Kanzlerin begründet emotional ihre persönliche Energiewende
Wenn der Verstand für Erklärungen nicht mehr ausreicht, müssen Gefühle sprechen. Daran hat sich auch Kanzlerin Merkel gestern im Bundestag gehalten, als sie ihre Atomwende mit noch immer aufsteigendem radioaktiven Dampf in Fukushima und ihrer daraus resultierenden plötzlichen inneren Ein- und Umkehr begründete.
Die emotionale Ansprache dürfte eher an die eigenen Reihen gerichtet sein, in denen sich noch so mancher Parteiveteran schwertut mit der doppelten Energiewende. Ihre Kritiker werden der sonst nüchtern und pragmatisch kalkulierenden Regierungschefin die Aufwallung ohnehin nicht abnehmen. Und noch wird wenig und verschwommen über die Kosten der "Herkulesaufgabe" Atomausstieg geredet. Regierung, Opposition, Kraftwerksbetreiber und Ökoenergiebranche rechnen künftige Stromkosten in beängstigender Eintracht klein. Da erinnert die Kanzlerin wieder an ihren Mentor Helmut Kohl. Der hat den Deutschen auch versprochen, die Wiedervereinigung sei quasi zum Nulltarif zu haben. Aber wenn Flunkereien am Ende der Nation dienen, werden sie von dieser auch verziehen.