Der erste der neuen Tanzenden Türme an der Reeperbahn hat nun seine Maximalhöhe erreicht. Das Abendblatt wagte einen ersten Blick.
St. Pauli. Man möchte sich rauslehnen und zugreifen, so nahe erscheinen die Hamburger Wahrzeichen: Michel, Rathaus, Alster, Elbe, der Hafen, das Bismarck-Denkmal und die Elbphilharmonie. Dieser faszinierende Blick bietet sich jetzt von der Spitze des Nordturms der Tanzenden Türme an der Reeperbahn. Denn dieser hat seine Maximalhöhe erreicht.
Die Türme sieht man von vielen Punkten der Stadt aus; das Abendblatt wagte einen ersten Blick aus dem 21. Stock des Gebäudes, das bald als Bürokomplex, Hotelturm und Partylocation genutzt wird.
"Mehr Hamburg geht nicht", schwärmt Jan Martin Limbrecht, der als Architekturstudent ein Praktikum dort macht und jeden Winkel kennt.
Das 21. Obergeschoss hat noch keine Wände. Stattdessen stehen dort Hunderte von Stützen und (schräge) Betonpfeiler, gegen die leicht stößt, wer vor Begeisterung über das Panorama zur nächsten Seite eilt.
Eines wird hier oben klar: Nicht die vermeintlich schief stehenden Türme von Architekt Hadi Teherani machen einen schwindelig, sondern die greifbare Schönheit der Stadt.
"Das fängt schon mit dem vielen Grün beim Bismarck-Denkmal an", sagt Jan Martin Limbrecht. Er legt Wert auf die Feststellung, dass sich die Tanzenden Türme doch höher als die Elbphilharmonie recken: "Denn die Türme stehen auf dem Hamburger Berg."
Ende September werden hier im 21. Stock 600 Gäste genau diesen Blick genießen können, wenn das größte Richtfest des Jahres gefeiert wird. Matthias Pirschel, Hamburg-Chef der Bauherrin Strabag, ist stolz auf den 180-Millionen-Bau am Eingang der Reeperbahn: "Das Gebäude ist ein Traum", sagt er, "es gibt kaum einen so faszinierenden Ort in Hamburg mit so tollen Blickachsen."
Später soll im obersten Stockwerk ein Restaurant mit einem Eventbereich eröffnen. Die Tanzenden Türme stehen auf dem Gelände der ehemaligen Bowlingbahn, die zu einem Schandfleck verkommen war.
200 Arbeiter sind zurzeit auch dabei, die Fenster an den Außenfronten einzuhängen. "Das geht über ein Schienensystem recht schnell", erklärt Limbrecht. Zwischen den Fenstern werden Lichtbänder laufen, die den Eindruck erwecken sollen, dass die Türme tatsächlich tanzen. Der Architekturstudent geht allerdings auch gern auf dem Erdboden um die beiden Gebäude herum. "Es ist sehr spannend zu sehen, wie sich das Gebäude mit jedem Schritt ändert." Wenn der zweite Turm seine Maximalhöhe (24 Stockwerke) erreicht hat, werden bis zu 500 Arbeiter gleichzeitig dort sein, um mit dem Innenausbau zu beginnen. "Und wenn die Gebäude in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres übergeben werden, finden dort 1500 Menschen Platz", sagt Matthias Pirschel, der mit der Strabag (500 Mitarbeiter) auch einziehen wird. Am 1. Mai 2012 soll das Arcotel-Hotel mit 217 Zimmern eröffnen. Eine weitere Attraktion der Tanzenden Türme verbirgt sicht im dritten Untergeschoss - der neue Mojo Club, der ebenfalls im Rohbau fertig ist: ein in Beton gegossener, riesiger Partykeller mit einer runden Bühne im Mittelpunkt und vielen unterschiedlichen Räumen, die das Partyvolk zum Wandern einladen werden. 800 Gäste wird der 1600 Quadratmeter große Klub fassen. Plus 50 Menschen im Servicebereich.
Auch technisch ist der Klub ein Leckerbissen. "Der Raum ist als Box-in-Box gebaut, damit der Schall isoliert wird", sagt Jan Martin Limbrecht. Die Erwartungen sind hoch: Genau an diesem Ort hatte vor 20 Jahren der Aufstieg des Mojo Clubs mit 100 000 Besuchern jährlich begonnen. Eröffnet wird der Klub im September 2012.