Das Gerangel um den Hamburger CDU-Landesvorsitz ist groß. Das Abendblatt hat allen acht Kandidaten dieselbe Frage gestellt.
Hamburg. Es ist der Versuch einer Partei, die von den Wählern hart abgestraft wurde, auf ungewohntem Weg einen neuen Hoffnungsträger zu finden: Zum ersten Mal nutzt die CDU das Instrument einer Mitgliederbefragung für die Kür eines Landesvorsitzenden.
Drei Wochen lang haben sich die acht Bewerber in den Kreisverbänden vorgestellt und Fragen beantwortet. Es war ein Schaulaufen mit bisweilen skurrilen Zügen. Bis zum morgigen Sonnabend, 18 Uhr, haben die Mitglieder noch Zeit, ihre Stimme abzugeben. Am Sonntag wird ausgezählt. Bis zum Dienstag hatten sich 3014 Christdemokraten beteiligt. Das sind gut 33 Prozent, kein allzu schlechter Wert. "Aber die Quote ist noch ausbaufähig", sagt der Landesvorsitzende Frank Schira, der seinen Rücktritt nach dem Wahldebakel angekündigt hatte. Am Anfang gab es nur einen Kandidaten, der seinen Hut in den Ring warf: Marcus Weinberg, Parteivize und Altonaer Bundestagsabgeordneter. An dem 43 Jahre alten Lehrer schieden sich die Geister. Weinberg gehört zum Führungszirkel der Partei, und es gab manche, die murrten, weil seine Kandidatur angeblich in den Hinterzimmern der Macht ausgekungelt worden sei. Stärker wurde Weinberg von einigen in der Partei angekreidet, dass er sich für die in der Union ungeliebte und später gescheiterte Primarschule engagiert hatte.
Der Altonaer scheute die Auseinandersetzung nicht und bat gewissermaßen um Gegenkandidaten. Doch lange traute sich niemand. Eine Frau, so der Gedanke, sollte es sein, schließlich ist die Hamburger Union männerdominiert. Nachdem die Vorsitzende der Frauen-Union, Marita Meyer-Kainer, ihre Kandidatur erklärt hatte, meldete auch die Bürgerschaftsabgeordnete Karin Prien, Vize-Kreisvorsitzende in Altona, ihr Interesse an.
Prien war eine der wenigen in der Union, die sich vor dem Volksentscheid ganz offen gegen die Primarschulreform ausgesprochen hatten. Die 45 Jahre alte dreifache Mutter gilt als härteste Konkurrentin von Weinberg.
Außenseiterchancen werden Ex-Staatsrat Rolf Reincke, auch aus Altona, und Unternehmensberater Christian Albert Jacke aus Wandsbek eingeräumt. Jacke verfügt über Verwaltungs- und Führungserfahrung: Er war Bürgermeister (Dezernatschef) in Leipzig. Sebastian Fuß (Altona), Detlef Felix Hartmann (Mitte) und Detlef Bandow-Tadsen (Wandsbek) können wohl nicht in die Entscheidung eingreifen.
Das Abendblatt hat allen Kandidaten dieselbe Frage gestellt . "Die CDU verliert in den Großstädten dramatisch, wie auch in Hamburg. Was muss Ihrer Ansicht nach geschehen, damit die CDU wieder attraktiver für die Wähler in Hamburg wird?"