Der Jungfernstieg ist verdreckt, überall liegt Müll. Die Hamburger Stadtreinigung sieht die Auswahl der hellen Platten im Nachhinein kritisch.
Altstadt/Neustadt. Hamburgs Prachtmeile, der Jungfernstieg, bietet teilweise einen traurigen Anblick. Die hellen Steine sind übersät mit grau eingetrockneten Pfützen und schwarzen Kaugummiresten. Überall liegt Müll, den Passanten und Pausierende achtlos auf den Boden werfen. "Das ist höchst unbefriedigend", sagt Markus Schreiber, Chef des Bezirksamts Mitte. "Es müsste doch möglich sein, diese Visitenkarte Hamburgs sauber und ordentlich zu halten." Scheint es aber nicht zu sein. Dabei hatten die Verantwortlichen - Werbegemeinschaft, Umweltbehörde, Stadtreinigung und Bezirk - vor fünf Jahren Maßnahmen festgelegt, mit denen ein Verkommen des Jungfernstiegs zum "Schmuddelstieg" verhindert werden sollte.
Der Bezirkliche Ordnungsdienst sollte als "Kaugummi-Polizei" dafür sorgen, dass Bürger und Touristen ihre klebrigen Hinterlassenschaften und anderen Müll ordnungsgemäß entsorgen. Daraus sei nichts geworden, räumt Bezirkschef Schreiber ein. "Wir haben zu wenig Leute, als dass wir dort regelmäßig vor Ort sein können", sagt er. Zusätzlich sollten die Kaugummireste - so war es vorgesehen - von einem sogenannten Kümmerer der Stadtreinigung mit Vereisungsmittel entfernt werden. Ein Vorgang, der bis zu drei Minuten dauern könne und einer "Sisyphos-Arbeit" gleiche. "Wir kommen gegen die Menge von Kaugummis nicht an", gibt Reinhard Fiedler von der Stadtreinigung zu, die für die Reinigung des Jungfernstiegs verantwortlich ist. Zumal der Kümmerer, der werktäglich von 11 bis 18 Uhr auf dem Jungfernstieg unterwegs sei, auch mit Besen und sogenanntem Stadtstaubsaugern Ecken, Fugen und Treppen säubern müsse - und damit ausgelastet sei.
Als weitere Maßnahme wurde damals vereinbart, das empfindliche Pflaster zweimal im Jahr einer nassen Grundreinigung zu unterziehen. Das geschieht tatsächlich. 30 000 Euro kostet es, die 17 000 Quadratmeter große Fläche mit Spezialmaschinen zu bearbeiten. "Dafür mieten wir jeweils drei Geräte aus Holland an, die sich als besonders effektiv herausgestellt haben", sagt Fiedler. Mit heißem Wasserdampf aus rotierenden Hochdruckdüsen entfernen die Spezialmaschinen vorwiegend nachts hartnäckige Flecken wie Kaugummi, Reifenspuren und Lebensmittelreste. Das nächste Großreinemachen ist aber erst für Ende Mai angesagt - nachdem schon Scharen von Touristen und Hamburgern über die dreckige Promenade flaniert sind.
Rund um das italienische Restaurant D.O.C., das sich direkt am Jungfernstieg befindet, ist täglich Großputz mit Wasser und Seife. "Anders kommt man gegen die Flecken auf dem hellen Boden nicht an", sagt Juniorchef Larry Cancian. Die hellen Fliesen sind auch für Stadtreinigungssprecher Fiedler Ursache des Übels. "Ein solches Pflaster ist einfach ungeeignet", sagt er. Das sieht der Bund der Steuerzahler genauso, der kritisierte, dass der Steuerzahler für die Reinigung zu tief in die Tasche greifen müsse.