Bei der Hamburger Polizei lagerten Beweismittel im Fall Martin N.
Niemand käme dieser Tage auf die Idee, der "Soko Dennis", die über zehn Jahre mehr als 8000 Hinweise abgearbeitet und allein 1000 Verdächtige befragt und durchleuchtet hat, mangelhafte Arbeit vorzuwerfen. Ihre Jagd nach dem Mann, der mindestens drei Jungen getötet und 40 missbraucht hat, glich der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Fragen nach Art und Methodik der Zusammenarbeit mit anderen - hier mit Hamburger - Fahndern müssen angesichts jetzt bekannt gewordener Details dennoch erlaubt sein.
Denn bereits zu jenem Zeitpunkt, als die Fahnder aus Verden den Pädophilen Martin N. vernahmen, verfügte die Hamburger Polizei über Kinderpornofotos, die der Mann an einem seiner Haupttatorte, einem Schullandheim in Wulsbüttel, gemacht hatte. Die Bilder hätten den Kollegen der Soko gewiss sofort eine Gänsehaut über den Rücken gejagt. Wenn sie die Fotos nur gekannt hätten.
Wie es zu diesem Versäumnis kam und ob das Wort Ermittlungspanne für den unterlassenen Beweismitteltransfer taugt, müssen interne Ermittlungen klären. Dabei geht es nicht um die Frage nach der Schuld. Sondern darum, mögliche Lücken für die Zukunft zu schließen. Bei den Ermittlungen der "Soko Dennis" sind kaum Fehler gemacht worden. Die, die es dennoch gab, sollten umso genauer untersucht werden.