Die anthroposophische Medizin nach Rudolf Steiner und der Ärztin Ita Wegmann

Rudolf Steiner, der Ideengeber der Anthroposophischen Medizin, ist nach wie vor umstritten. Zugleich aber ist das Thema hochaktuell. Anthroposophie lässt sich wörtlich mit Weisheit vom Menschen übersetzen. Anthroposophen glauben, dass der Mensch aus vier Organisationsebenen besteht: dem Körper, den Lebenskräften, der Seele und dem Geist. Der Gedanke an die Wiedergeburt gehört ebenfalls zu den Grundsätzen. Das Leben des Menschen wird in Jahrsiebte eingeteilt, nach jeweils sieben Jahren ist eine Entwicklungsstufe abgeschlossen.

Die Waldorfschulen und -kindergärten gehen auf den Österreicher genauso zurück wie die von ihm mitbegründete Christengemeinschaft. Auch mit Architektur und biologisch-dynamischer Landwirtschaft befasste er sich ("Demeter"-Produkte). In Apotheken und Drogerien finden sich zahlreiche Kosmetik- und Arzneiprodukte, die auf anthroposophischen Grundsätzen basieren (beispielsweise "Weleda" oder "Dr. Hauschka").

Zusammen mit der Frauenärztin Dr. Ita Wegman (1876-1943) entwickelte Steiner die Anthroposophische Medizin. Ihre Anhänger gehen davon aus, dass Krankheiten dann entstehen, wenn die vier Organisationsebenen - bezogen auf die jeweiligen Organe - nicht im Einklang miteinander sind. Auf Ita Wegman, eine Niederländerin, gehen die Rhythmische Massage, sowie Wickel und Einreibungen zurück. Auch die ersten Mistelpräparate gegen Krebs hat sie auf den Weg gebracht.

Einen Vorwurf müssen sich Anthroposophen immer wieder anhören: dass Kinder aus ihren Reihen weniger geimpft werden als sonst üblich. "Es ist nicht so, dass wir generell Impfgegner sind", sagt die Ärztin Ulrike Steurer. "Wir halten uns aber nicht streng an das Schema der Ständigen Impfkommission." Fieberhafte Erkrankungen werden als wichtig für die Entwicklung der Kinder angesehen. Das Immunsystem vor Ende des ersten Lebensjahres halten die Anthroposophen für noch nicht so ausgereift, dass es mit zahlreichen Impfungen "überstimuliert" werden sollte. "Wir beraten zu jeder einzelnen Erkrankung und Impfung und sprechen mit den Eltern durch, was es für das Kind und sie bedeuten würde, bezogen auch auf die besonderen Umstände einer Familie."