Bis zum 21. April steht der “Zug der Ideen“ auf Gleis 12 im Bahnhof Altona und präsentiert “Visionen für die Städte der Zukunft“. Gestern ging es los.
Hamburg. Der Mann aus Brüssel ließ sich nicht lange bitten. Janez Potocnik, EU-Kommissar für Umwelt, setzte sich auf das rote StadtRad und trat in die Pedale. Auf in die HafenCity. Zumindest virtuell. Tatsächlich fand die Radtour auf Gleis 12 im Bahnhof Altona statt. Am Freitag, um 11.13 Uhr, war hier der "Zug der Ideen" eingefahren, der Hamburg zur Umwelthauptstadt auf Rädern machen soll. In sechs Waggons präsentiert eine interaktive Ausstellung "Visionen für die Städte der Zukunft". Ganz vorn ist der Hamburg-Container, der beispielhafte Ökoprojekte der Hansestadt vorstellt. Eines davon ist die HafenCity, aber auch die zum "Energieberg" verwandelte Mülldeponie Georgswerder oder die Container-Taxis im Hafen. EU-Kommissar Potocnik nickte beifällig. "Sehr interessant", sagte er.
Kurz zuvor hatte er mit der Zweiten Bürgermeisterin Dorothee Stapelfeldt (SPD) - Bürgermeister Olaf Scholz war beim Energie-Gipfel in Berlin - und dem Schauspieler und Zugpaten Peter Lohmeyer das knapp vier Millionen teure Prestigeprojekt eingeweiht. "Der Austausch mit anderen Städten wird wertvolle Ideen liefern", lobte Stapelfeldt die rollende Ökobotschaft, die von Altona auf Europa-Reise gehen soll. Ziel sei es, mit möglichst vielen Menschen Visionen zu diskutieren, sagte Umweltsenatorin Jutta Blankau (SPD). Hamburg könne stolz sein auf die Auszeichnung als Green Capital. "Wir haben eine lange Tradition in der Umweltpolitik. Da setzt der Zug der Ideen an."
In sechs Ausstellungscontainern werden mehr als 100 beispielhafte Umweltprojekte aus Hamburg und europäischen Städten auf 23 Touchscreens präsentiert. Es gibt 65 Exponate, davon sind 45 interaktiv. Dabei haben die Ausstellungsmacher der Agentur Kunstraum, die auch das Universum in Bremen und das Klimahaus in Bremerhaven gestaltet haben, immer aus der Sicht der Besucher gedacht. So geht es in dem Container "Ich - Stadt der Menschen" um Fragen wie: Welche Mitwirkungsmöglichkeiten bietet mir meine Stadt? Im Container "Stadt und Natur" betritt man einen stilisierten Wald. Per Mischpult lassen sich Tierstimmen mischen. Luftproben in Laborflaschen zeigen die Veränderung der Luftqualität. Ungewöhnlich auch der Blick in Wagen fünf: "Die Welt aller - Stadt in der Verantwortung". Dort können die Besucher aus einer Menükarte wählen. Die Mahlzeit wird auf den Teller projiziert. Ein Bildschirm zeigt CO2-Ausstoß und Ressourcenverbrauch. "Umweltinteressierte finden in der Schau viele Informationen", so Ausstellungsmacher Friedo Meger. "Und wer nur neugierig ist, verlässt den Zug hoffentlich mit dem Gefühl, dass dringend etwas getan werden muss."
Für die Hamburger ist mit dem Zug zum ersten Mal etwas zu sehen von der Umwelthauptstadt. Kritik kam vom Naturschutzbund (Nabu). "Der Bau der Stadtbahn war Grundlage für die Bewerbung", so Nabu-Chef Alexander Porschke. Nach der Streichung müssten andere Vorschläge kommen, sonst drohe "ein Imageschaden". Senatorin Blankau wies die Forderungen zurück. "Brüssel hat uns keinen Rüffel erteilt." EU-Kommissar Potocnik war sogar begeistert. Sein Kommentar: "Great."
+++ Das sagen die Besucher +++