Ein Kommentar von Matthias Gretzschel
Revolutionen bieten die Chance, verkrustete Strukturen aufzubrechen und die Gesellschaft gerechter zu gestalten. Aber Revolutionen sind auch unberechenbar und bergen enorme Gefahren. Wenn die Beherrschten ihre Bedrücker stürzen, ist fast immer Gewalt im Spiel, die leicht eine zerstörerische Eigendynamik gewinnt. Dass die einen demonstrieren, die anderen aber plündern, liegt offenbar in der menschlichen Natur.
Kulturgüter geraten schnell zwischen die Fronten, sie gehören in Revolutionen oft zu den ersten Opfern. Das war 1789 in Frankreich so, in Russland 1917 noch viel verheerender, und auch in den Umwälzungen, die sich gegenwärtig in der arabischen Welt vollziehen, werden unwiederbringliche Kulturgüter oft mutwillig zerstört. Die spärlichen Nachrichten, die aus Libyen über die Gefährdung der antiken Stätten zu uns dringen, sind alarmierend. Ohnmächtig müssen wir zusehen, wie einige der großartigsten Zeugnisse der Menschheitskultur von Zerstörung bedroht sind.
Aber sind wir wirklich so ohnmächtig? Auch wenn der Westen nicht unmittelbar schützend eingreifen darf, können wir zumindest Alarm schlagen und Problembewusstsein wecken. Und wenn sich später eine Chance bietet, die Schäden zu begrenzen, sollten wir nicht zögern, mit Geld und unserem Expertenwissen kulturelle Katastrophenhilfe zu leisten.