Die Reaktion aus Athen war vorhersehbar: Kaum hatte die Ratingagentur Moody's die Bonitätsnote Griechenlands drastisch herabgestuft, konterte das dortige Finanzministerium mit der Bemerkung, diese Entscheidung sei "ungerechtfertigt" und sie habe womöglich zerstörerische Folgen. Nun mögen zwar die angelsächsisch geprägten Agenturen in der Finanzmarktkrise keine rühmliche Rolle gespielt haben. Sie jetzt indirekt für die missliche Lage der Schuldensünder verantwortlich zu machen, geht aber an den Realitäten vorbei.
Nachdem die Unruhen in Nordafrika und im Nahen Osten die Staatsschuldenproblematik zuletzt verdrängt haben, ruft das harsche Urteil von Moody's uns in Erinnerung, dass hier eine dauerhafte Lösung noch immer aussteht - und auf der Suche nach einer solchen Lösung sind es die Regierungen der Euro-Zone, die keine gute Figur machen. Denn ohne eine gewisse Form der Umverteilung von den reicheren Ländern zu den besonders hoch verschuldeten "Peripherieländern" dürfte wohl keines der möglichen Modelle auskommen. Noch aber ziert man sich nicht zuletzt in Berlin, das öffentlich einzugestehen - schließlich stehen allein in den nächsten Wochen drei Landtagswahlen an.
So verfahren Berlin und Paris nach der Devise: "Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass." Ein Zusammenbruch der Währungsunion soll um praktisch jeden Preis vermieden werden, aber die Schuldenländer lässt man aus opportunistischen Erwägungen zappeln. Ohne den Mut zu unpopulären Entscheidungen wird sich das Problem jedoch nicht lösen lassen.