Rose N. Montag:

1. Gestern war Weiberfastnacht, Montag ist Rosenmontag. Wie erklären Sie das einem Norddeutschen, der über den Karneval unverständlich den Kopf schüttelt?

Manfred Breuckmann:

Im katholischen Rheinland wird ab Aschermittwoch eisern gefastet. Da muss man vorher die Sau rauslassen, um ein Gegengewicht zu schaffen. Das ist der Hintergrund. Der Karneval ist ein Ausnahmezustand, zu dessen aktiver Ausfüllung der Norddeutsche nicht in der Lage ist, vielleicht weil er nicht bekloppt genug ist.

2. Gibt es ein Karnevals-Gen oder ein ansteckendes Virus, gegen das Norddeutsche immun sind?

Breuckmann:

Es muss so etwas wie ein Gen sein. Ich selbst bin Westfale, komme aus Datteln im Ruhrgebiet und kann mir bis heute nicht erklären, woher ich die Begeisterung für den Karneval habe, von meinen Eltern jedenfalls nicht, aus meiner Heimatstadt nicht, es muss wohl ein verstecktes Gen gewesen sein.

3. Sie haben den Düsseldorfer Rosenmontagszug 25 Jahre im Fernsehen kommentiert. Geht das eigentlich nüchtern?

Breuckmann:

Nein, ich gestehe freimütig, dass ich in all den Jahren unter Drogen gestanden habe. In Düsseldorf haben diese Drogen eine kupferne Farbe und sind flüssig. Ich habe sie mir in mäßiger Form schon vor Beginn der Übertragung zugeführt. So war die Kommentierung des Rosenmontagszugs auch in angemessener Witzigkeit möglich.

4. Eigentlich meinte ich nüchtern im Sinne von distanziert, emotionslos, sachlich ...

Breuckmann:

So geht das überhaupt nicht. Was Sie da definieren, ist eine komprimierte Anti-Karnevals-These. Ich habe den Karneval nie ernst genommen. Das unterscheidet mich von Berufs-Karnevalisten. Das ist auch das Geheimnis, warum mir das so lange Spaß gemacht hat. Optimal ist mir das so gelungen: leicht angesäuselt, aber mit Vorsicht vor der Lallgrenze.

5. Ein Hamburger winkt fremden Menschen höchstens zu, wenn die auf einem Schiff stehen, das im Hafen ablegt. Sehen Sie da Parallelen zur Ausgelassenheit im rheinischen Karneval?

Breuckmann:

Nein, die rheinische Ausgelassenheit ist anarchischer, das norddeutsche Freudenelement ist gediegen. Es gibt ja organisierte Karnevalisten in Norddeutschland, etwa in Ganderkesee vor den Toren Bremens. Die haben sogar die nötige Laubenpiepermentalität, aber das Ausgelassene, das von Grund auf Karnevalistische, ist aus dem Rheinland kaum zu exportieren.