Britta Ernst ist Politikerin. Eine, die man gern Fachfrau nennt. Sie kennt sich aus in der Bildungspolitik und auch in sozialen Themen. Ihr größter politischer Erfolg ist der Schutz der Opfer von gewalttätigen Männern. Jetzt hat sie eine neue Aufgabe. Die Ehefrau des künftigen Bürgermeisters Olaf Scholz wird Hamburgs neue "First Lady". Ein Amt, das es offiziell gar nicht gibt - und für das keine Stellenausschreibung existiert. Aber ziemlich klare Regeln.
Es sieht allerdings nicht so aus, als würde sich die Frau mit dem scheuen Lächeln, die morgen ihren 50. Geburtstag feiert, starr daran halten wollen. Nur Kindergärten eröffnen, Schiffe taufen, Hochglanzfotos in Illustrierten, das ist nichts für die SPD-Bürgerschaftsabgeordnete. Mit 17 Jahren trat sie in die Partei ein, wegen Willy Brandt. "Wer etwas verändern will, muss sich einmischen", sagt sie. Ihren Mann kennt die Sozialökonomin aus Studientagen, gemeinsam leben sie in einer Mietwohnung in einer Altonaer Nebenstraße. Man weiß, dass sie eine Schwäche für belgische Pralinen hat, leidenschaftlich Doppelkopf spielt und, ja, im Fernsehen gern "Dittsche" guckt.
Wenn ihr Mann über sie spricht, nennt er sie "Britta Ernst". Er hat klargemacht, dass sie nicht in seinem Senat sitzen wird - weil es der Anstand verbietet. Aber bei der Wahl am Sonntag hat er ihr seine Stimme gegeben. Da hat sie gelächelt. Ein Angebot aus einem benachbarten Bundesland, wie vor zwei Jahren, würde sie wohl annehmen. Es geht ihr schließlich um Politik.