Deutschlands größter Betreiber von Shoppingcentern erschließt neue Geschäftsfelder. Es geht ins Hotelgeschäft. Fonds werden aufgelegt.
Hamburg. Alstertal-Einkaufszentrum, Potsdamer-Platz-Arkaden oder die Einkaufsmeile im Leipziger Hauptbahnhof: Bisher war die Hamburger Gruppe ECE vor allem als größter Betreiber von Shoppingcentern in Deutschland bekannt. Doch nun sind die Hanseaten dabei, sich ein neues Standbein jenseits des Kerngeschäfts aufzubauen. "Die Entwicklung von hochwertigen Hotels ist ein interessantes, neues Geschäftsfeld für uns", sagte ECE-Chef Alexander Otto dem Abendblatt. Dabei gehe es insbesondere um den Bau von Objekten mit anspruchsvollen Konzepten. "Als Standorte kommen vor allem sehr verkehrsgünstige Lagen in Großstädten infrage", so Otto.
Ein erstes Projekt realisieren die Hamburger gerade auf dem neuen Hauptstadtflughafen Berlin-Brandenburg International. Dort entsteht unter der Regie von ECE ein Airporthotel mit 322 Zimmern, Konferenzräumen und einem Wellnessbereich mit direktem Blick auf die Start- und Landebahnen. Das Gebäude, das im Juni kommenden Jahres fertiggestellt werden soll, ist bereits für knapp 60 Millionen Euro an die Schweizer Immobiliengesellschaft Acron verkauft. Betreiben wird das Hotel die Steigenberger Gruppe.
Weitere Projekte treibt ECE derzeit in Dresden und Wien voran. Hier sind die Hotels allerdings in größere Shoppingcenter-Komplexe integriert. In der Dresdner Altmarkt-Galerie wird beispielsweise ein Hotel im Obergeschoss entstehen, in Wien wird es Teil des umgebauten Bahnhofsgebäudes.
Ein Grund für das Erschließen neuer Geschäftsfelder ist der immer härter werdende Kampf um den Bau neuer Shoppingcenter in Deutschland. Nach Informationen des Handelsforschungsinstituts EHI hat sich das Wachstum der Branche in den vergangenen Jahren deutlich abgeschwächt. "Während in den 90er-Jahren noch bis zu 30 neue Center pro Jahr eröffnet wurden, waren es im vergangenen Jahr gerade mal noch sieben", sagt Rainer Pittroff, der den Bereich Shoppingcenter beim EHI verantwortet. "Angesichts von 430 bereits bestehenden Einkaufszentren in der Bundesrepublik wird es schlicht immer schwieriger, geeignete Flächen zu finden", so der Experte. Daher sei es kein Wunder, wenn sich Konzerne wie ECE nach Alternativen umsähen.
Tatsächlich werden den Mitarbeitern von ECE aufgrund ihrer guten Kontakte in der Immobilienszene zwar zahlreiche Grundstücke angeboten, doch nur die wenigsten eignen sich auch für den Bau eines Shoppingcenters. Während ECE solche Flächen früher ablehnte, prüfen die Hamburger nun ihre Eignung für andere Projekte. Neben Hotels entwickelt das Unternehmen jetzt auch kleinere Geschäftshäuser und Fachmärkte in den Innenstädten. Zudem ist das Unternehmen schon seit Längerem auf dem Markt für Büroimmobilien aktiv und errichtet auch Logistikzentren.
ECE-Chef Otto betont allerdings, dass man das neue Geschäftsfeld Hotels künftig nur "sehr selektiv" ausbauen wolle. Das Hauptgeschäft bleibe die Entwicklung und das Management von Einkaufszentren in ganz Europa. "In diesem Jahr werden wir zwei neue Center in Deutschland, sowie vier im Ausland eröffnen", kündigte der ECE-Chef an. Die Standorte sind unter anderem Oldenburg, Dortmund, Wien und Antalya. Europaweit sei die Zahl der sich im Bau und in der Planung befindlichen Center in den vergangenen Jahren weitgehend konstant geblieben. Daneben spiele die Revitalisierung von älteren Einkaufszentren eine immer größere Rolle. So werden etwa die in die Jahre gekommene Kö-Galerie in Düsseldorf von ECE neu gestaltet, das Rheinpark-Center in Neuss, sowie das A-10-Center in Wildau bei Berlin. In Hamburg hatte die Gruppe zuletzt dem Shoppingcenter an der Hamburger Straße neues Leben eingehaucht.
Neue Wege beschreitet ECE derzeit auch bei der Finanzierung von neuen Projekten. So sollen sich institutionelle Investoren erstmals in der Unternehmensgeschichte über einen Fonds an Shoppingcentern beteiligen können. Dazu bauen die Hamburger gerade eine neue Gesellschaft namens ECE Real Estate Partners auf. In einem ersten Schritt will das Unternehmen auf diesem Weg mehr als 400 Millionen Euro einsammeln, die in drei Center in Potsdam, Berlin und Stettin fließen sollen. In einer zweiten Phase soll das Investitionsvolumen auf 700 Millionen Euro aufgestockt werden. Dann werden voraussichtlich noch weitere Einkaufszentren ins Portfolio aufgenommen.