Interview mit dem Internisten Dr. Norbert Kamin
Seit zehn Jahren arbeitet der 47-jährige Nierenspezialist in der Dialyse-Praxis Alter Teichweg. Er erklärt, warum Bluthochdruck das Schlaganfallrisiko erhöht und die Nieren schädigt.
Hamburger Abendblatt:
Wie viele Patenten mit arterieller Hypertonie haben Sie?
Dr. Norbert Kamin:
Etwa die Hälfte meiner Patienten hat einen zu hohen Blutdruck. Bei ihnen kläre ich zunächst, ob durch den Bluthochdruck bereits ihre Nieren geschädigt wurden oder ob ihr hoher Blutdruck durch eine Nierenerkrankung verursacht wird.
Was ist bei der Diagnose wichtig?
Kamin:
Zur Diagnose gehören Blutuntersuchungen, Ultraschall oder Biopsien, bei denen ich mit einer Hohlnadel in einem ambulanten Eingriff Gewebeproben entnehme.
Wie wird behandelt?
Kamin:
Bei Patienten mit primärer Hypertonie nehme ich zunächst in Kooperation mit dem Hausarzt eine bestmögliche Medikamenteneinstellung vor. Sind durch den Bluthochdruck bereits Nierenschäden eingetreten, hängt die Therapie von der Art der Erkrankung ab. Ist die Nierenarterie verengt, wägen wir ab, ob man den Blutdruck medikamentös behandeln oder die Verengung mit einem Katheter aufdehnen oder mit einen Stent dauerhaft weiten muss.
Wie oft kommen Patienten zu Ihnen, bevor sie geheilt sind?
Kamin:
Das kommt auf den Befund an, je nach Erkrankung zwischen zwei- und zehnmal. Schwerkranke kommen natürlich öfter, zur Dialyse oder zur Vorbereitung auf eine Transplantation.
Haben Sie Tipps zur Prävention?
Kamin:
Was kaum einer weiß: Zu viel Lakritze kann den Blutdruck erhöhen, weil das darin enthaltene Glycyrrhizin eine aldosteronähnliche Wirkung hat und zu einer Retention von Wasser und Salz und damit zur Blutdruckerhöhung führt. Untersuchen lassen sollten sich auch Menschen mit einer sogenannten Schlaf-Apnoe. Durch die nächtlichen Atempausen schwankt der Sauerstoffgehalt im Blut, was den Blutdruck erhöht.