Nach der Beschwerde des besorgten Vaters diskutieren Eltern kontrovers über die Zustände an der Grundschule
Rotherbaum. 13 Uhr, Schulschluss an der Grundschule Turmweg. Eltern holen ihre Kinder ab und diskutieren auf dem Schulhof über den Wutbrief von Trendforscher Peter Wippermann in der gestrigen Ausgabe des Hamburger Abendblatts. Darin hatte er über häufigen Unterrichtsausfall und unpassende Ersatzlehrkräfte an der Grundschule Turmweg geklagt. Seine Tochter geht in die zweite Klasse.
"Das ist doch hier kein qualifizierter Unterricht mehr", sagt eine Mutter, die ihren Namen nicht nennen möchte. Sie hat drei Kinder: Vorschule, zweite Klasse und vierte Klasse. "Ich bekomme also viel mit und kann das beurteilen", sagt sie. Die Situation habe sich aber erst in letzter Zeit so zugespitzt.
"Meine größte Sorge ist, dass mein Sohn nicht auf dem Stand ist, auf dem er jetzt sein sollte", sagt Konstanze Petersen, 43. Um einer eventuellen Lücke vorzubeugen, "arbeiten wir in den Ferien und am Wochenende den Schulstoff nach", sagt sie. Eigentlich hatte Petersen sich das anders vorgestellt. "Uns wurde gesagt, die Ausbildung hier sei qualitativ hochwertig", sagt sie. Aber im Moment würde dieses Versprechen nicht erfüllt.
Dabei scheint das Problem nicht alle Klassen zu betreffen. Immer wieder mischen sich Eltern in die Gespräche ein, die anderer Meinung sind. "Klar sollte es mehr Vertretungskräfte geben, aber das Problem gibt es an allen Schulen", sagt eine Mutter. Ihre Tochter besucht erst seit diesem Jahr die Grundschule Turmweg. Vorher ging sie auf eine Schule in Niendorf. "Im Vergleich dazu ist die Schule hier aber schon um einiges besser", sagt sie.
Aus Sicht der Schulbehörde trifft Wippermanns Behauptung nicht zu, an der Schule sei im Jahresdurchschnitt ein Viertel der 25 Lehrkräfte abwesend. Die Fehlzeitenquote der Schule beträgt laut Behörde seit Schuljahrsbeginn im Durchschnitt 7,74 Prozent. Der Durchschnitt aller Grundschulen beträgt 5,9 Prozent. Zwar hat die Schule ihren Etat für Vertretungs- und Organisationsmittel (VOrM) schon um 22 750 Euro überzogen, aber die Behörde genehmigt die Buchung weiterer Vertretungen.
Die Schule hat rechnerisch laut Behörde etwa eine Lehrerstelle mehr, als ihr aufgrund der Schülerzahlen zusteht. Hinzu kommt die Vertretungsreserve, die noch einmal gut eine Lehrerstelle ausmacht. Doch das reicht offensichtlich angesichts des aktuellen Krankenstandes nicht aus.
Wippermann freut sich unterdessen über "die vielen positiven Reaktionen von Eltern auf meinen Brief". Er vermisse allerdings eine Reaktion der Schule oder der Schulbehörde. "Die hätten mich oder die Elternvertreter doch mal anrufen können, damit wir zu einer gemeinsamen Lösung des Problems kommen können." Er wünsche sich eigentlich nur, "dass meine Tochter eine gute Klassenlehrerin bekommt". Auch dem Abendblatt gab die Schulleiterin keine Auskunft.