Medienberichten zufolge soll der scheidende Chef der HSH-Nordbank seiner Verantwortung nicht immer genügend nachgekommen sein.
Frankfurt,. Die Affäre um den scheidenden HSH-Chef Dirk Jens Nonnenmacher kommt nicht zur Ruhe. Jetzt muss er einem Magazinbericht zufolge um seine millionenschwere Abfindung bangen. Laut einem von den Landesregierungen in Hamburg und Kiel in Auftrag gegebenem Gutachten habe Nonnenmacher als Finanzvorstand seine Pflichten verletzt, berichtet der „Spiegel„ laut Vorabmeldung von Sonnabend. Bei groben Pflichtverletzungen oder rechtskräftigen Verurteilungen könne gemäß dem geschlossenen Aufhebungsvertrag die vereinbarte Abfindung gestrichen oder eine Rückzahlung gefordert werden.
Die Bank wollte den Bericht nicht kommentieren.
Wie Reuters aus Bankkreisen erfahren hatte, soll Nonnenmacher sein bis Ende 2012 laufender Vertrag ausgezahlt werden, einschließlich der Pensionsansprüche ein Betrag von rund zwei Millionen Euro.
Der 47-Jährige stand monatelang in der Kritik – anfangs wegen umstrittener Finanzgeschäfte, die die Existenz der Bank bedrohten, später wegen einer Spitzelaffäre, in der mehrere Staatsanwaltschaften ermitteln. Der Manager, der 2007 in den HSH-Vorstand kam und Ende 2008 in den Chefsessel wechselte, hatte stets beteuert, in keine der Affären seiner Bank persönlich verwickelt zu sein. Doch vor allem aus den Ländern Hamburg und Schleswig-Holstein, die gut 85 Prozent an dem hoch verschuldeten Institut hielten, riss die Kritik nicht ab. Im Dezember ernannte der Aufsichtsrat Paul Lerbinger zu Nonnenmachers Nachfolger. Lerbinger soll die Landesbank ab dem 1. April leiten.
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(Reuters/abendblatt.de)
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Trügerische Ruhe bei der Krisen-Bank
Die Kritiker, zu denen auch ich gehörte, haben sich offensichtlich alle getäuscht. Dank Kopper ist die skandal- und krisengeschüttelte HSH Nordbank quasi über Nacht in ruhiges Fahrwasser gekommen. Ab 2012 wird die Bank Dividende ausschütten. Ein seriöser Nachfolger für den umstrittenen Banker Nonnenmacher ist gefunden. Rechtsklagen und die staatsanwaltlichen Untersuchungen sind vergessen. Für Hamburg und Schleswig-Holstein, denen die Bank zu 85,5 Prozent gehört, kommt es noch besser: Die HSH kooperiert mit der China Development Bank. Sie darf sogar die Spekulation nähren, dass die Chinesen über kurz oder lang als neuer Großaktionär einsteigen. Das größte Finanzproblem Hamburgs und Schleswig-Holsteins scheint so gelöst.
Unter der Leitung von Kopper konnte zum Wohle der Bürger ein Finanzdesaster bereinigt werden, das von den Hamburgischen Finanzsenatoren und dem Kieler Finanzminister aktiv mit verursacht worden war. Eine Herkulesaufgabe ist erledigt, nachdem sich zwei Senatoren rechtzeitig aus dem Staub gemacht und sich der Kieler Minister selbst aus der Schusslinie genommen hatte. Es ist daher konsequent, dass die HSH im Wahlprogramm 2011 der Hamburger CDU nicht mehr vorkommt. Wer uneinsichtig oder vielleicht einfach nur kritisch ist, könnte jedoch entgegenhalten:
Wie 2007 und 2009 sind die Ergebnisse und Prognosen der HSH geschönt. Nonnenmacher wird sich mit viel Lob und Boni von dannen machen. Sein Nachfolger wird die tatsächliche Finanz- und Ertragslage aufdecken und die Konsequenzen tragen müssen. Hamburg und Schleswig-Holstein müssen mit den Milliarden-Risiken der HSH alleine fertig werden. Denn sie haben die dringende Ermahnung des Bundesbankpräsidenten Weber vom 16. November 2010 in den Wind geschlagen, der gefordert hatte, dass die Sanierungsfälle unter den Landesbanken die Unterstützung des Bundes nutzen, da diese 2010 auslaufen würde.
Auch der Rat des schwedischen Banksanierungsexperten Eric Kvarnström wurde ignoriert. Er hatte im Dezember 2010 gemahnt, dass die HSH bei der Trennung von Kern- und Abbaubank (Bad Bank ) gravierende strukturelle und organisatorische Fehler machen würde. Hierdurch würde die notwendige Transparenz für eine erfolgreiche Sanierung verhindert. Die in der Bad Bank liegenden Risiken und faulen Kredite von fast 70 Milliarden Euro, auf denen die Bürger sitzen bleiben, werden von Politik und Bank totgeschwiegen. Gefeiert werden scheinbare Erfolge der Kernbank, die ihre Überlebensfähigkeit noch beweisen muss.
Wer böse denkt, könnte sich an Anfang 2008 erinnern. Damals war die Schieflage der HSH seit Herbst 2007 bekannt. Dennoch wurde die Bank vor der Wahl in Hamburg schöngeredet und der Börsengang in Aussicht gestellt. Kurz nach der Wahl kam in homöopathischen Dosen die Wahrheit. Der Börsengang musste abgesetzt und durch eine Kapitalspritze im Frühsommer 2008 ersetzt werden. Im Herbst 2008 trat das totale Desaster ein, für das die beiden Länder im Frühsommer 2009 nochmals mit drei Milliarden Euro bluten mussten. Es scheint, dass die Bürger kurz vor der Hamburg-Wahl 2011 erneut für dumm gehalten werden sollen. Wer noch viel böser denkt, könnte vermuten, dass die Verhandlungen mit den Chinesen reine PR sind, um politisch Ruhe an der HSH-Front zu schaffen. Dies käme beiden Landesregierungen gelegen. Sollten es ernsthafte Kontakte sein, dürften die Chinesen kaum bereit sein, die gewaltigen Risiken aus der Abbaubank mitzutragen.
Sie sind allenfalls an interessanten Bankbereichen wie die Schiffs- und Flugzeugfinanzierung interessiert. Deshalb schütteln einige Werftbetreiber voll Unverständnis den Kopf: An die Chinesen würde der letzte Rest an speziellem Know-how der HSH, die Schiffs- und Flugzeugfinanzierung, abfließen, nachdem der Schiffsbau praktisch an Asien gegangen ist. Dies wäre der endgültige Tod der norddeutschen Werften- und Schifffahrtsindustrie.
Fazit: Es soll sich erst noch zeigen, ob die "Rettung" der HSH Nordbank erfolgreich war. Aber auch in Wahlkampfzeiten hat der Bürger Anspruch auf wahre, transparente Information.