Einer Abendblatt-Umfrage zufolge planen nur 16 der 202 größten Arbeitgeber in Hamburg, im kommenden Jahr Arbeitplätze abzubauen.
Hamburg. Nach der schwersten Finanz- und Wirtschaftskrise der Nachkriegsgeschichte rüstet sich Hamburgs Wirtschaft wieder für die Zukunft. Laut einer Umfrage des Abendblatts unter den 202 größten Arbeitgebern der Stadt wollen 91 Unternehmen - also fast jedes zweite - im kommenden Jahr weitere Mitarbeiter einstellen. Nur 16 Firmen beklagen, dass sie noch Stellen abbauen müssen. In der Abendblatt-Umfrage Ende 2009 hatten lediglich 65 der damals 200 befragten Hamburger Arbeitgeber angekündigt, neue Stellen schaffen zu wollen.
"Die Hansestadt profitiert von dem breit gefächerten Branchenmix der Hamburger Wirtschaft", sagte Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) dem Abendblatt. "Dies hat uns geholfen, die Talsohle zu durchschreiten. Und es hat dazu geführt, dass wir mit mehr als 13 000 neuen sozialversicherungspflichtigen Stellen in diesem Jahr im Städtevergleich bundesweit an der Spitze liegen." Auch für die Zukunft ist der Senator optimistisch. "Wir haben eine hervorragende Industrie und Zukunftsbranchen in der Stadt wie die Luftfahrt, aber auch ihre Zulieferindustrie", so Karan.
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Tatsächlich überwiegt in fast allen Branchen der Optimismus. "Ob verarbeitendes Gewerbe oder unternehmensnahe Dienstleistungen - die Firmen stellen wieder mehr ein und investieren auch mehr", sagte Günther Klemm, der Chefvolkswirt der Handelskammer. "Das ist ein positives Zeichen für einen stabilen Aufschwung." Den kann Rolf Steil, Chef der Hamburger Arbeitsagentur, bereits mit Zahlen belegen. "Seit Beginn des Jahres reduzierte sich die Zahl der Arbeitslosen in der Stadt von 83 400 auf jetzt etwa 69 000", sagte er.
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Am rosigsten sieht die Chemie- und Pharmabranche ihre Zukunft: Sechs von sieben Firmen wollen ihr Personal aufstocken. In der Zeitarbeitsbranche wollen acht der zehn befragten Unternehmen zusätzliche Beschäftigte einstellen. Die Branche, die als Erste unter der Krise litt, hatte schon in diesem Jahr 928 neue Stellen geschaffen. Auch im Handel herrscht Aufbruchstimmung. Sieben von zwölf befragten Unternehmen, darunter etwa Edeka und Fielmann, wollen im kommenden Jahr in der Hansestadt zusätzliche Mitarbeiter beschäftigen.
In der Hamburger Bauindustrie entstanden bereits in diesem Jahr 343 zusätzliche Jobs. Befeuert wurde die Branche wohl auch durch die diversen Konjunkturprogramme. Einen Stellenabbau im kommenden Jahr plant keine der befragten Baufirmen. Auch bei den Transport- und Logistikunternehmen herrscht Aufbruchstimmung. Keiner der 15 befragten Betriebe will 2011 die Zahl der Mitarbeiter reduzieren, sechs Firmen, darunter die Reederei Hamburg Süd und die Hochbahn, planen sogar Neueinstellungen. Im Bereich Pflege und Kliniken ist jeder zweite Arbeitgeber auf Personalsuche.
Bereits im diesem Jahr war - erstmals seit 2008 - die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze wieder höher als die der abgebauten. 5925 Stellen fielen 2010 infolge der Wirtschaftskrise bei den 202 größten Arbeitgebern in der Stadt weg, 6939 aber wurden neu geschaffen. Vor allem Versicherungen strichen die Zahl ihrer Mitarbeiter zusammen, ebenso Beratungsfirmen und der Maschinenbau. In dieser Branche aber herrscht für 2011 wieder mehr Optimismus: Vier von neun Maschinenbauern wollen ihr Personal aufstocken, fünf planen keine Veränderung.