Der Hamburger Tierschutzverein betreut zurzeit 57 dieser Tiere. Die Kosten betragen pro Monat 26 505 Euro
Hamm-Süd. Grete tobt über die verschneite Wiese im Auslauf des Tierheims Süderstraße. Eine Tierpflegerin spielt mit der American-Pitbull-Mischlingshündin. Für Grete ist das Tierheim inzwischen ihr Zuhause, sie lebt seit mehr als drei Jahren hier. Die Stadt bezahlt für den Hund 15 Euro pro Tag. Die Unterbringung der Kampfhündin hat bislang mehr als 16 500 Euro gekostet.
Grete gehört zur Kategorie 1. Diese Tiere gelten laut Hundegesetz als gefährlich. Aber da Grete den sogenannten Wesenstest bestanden hat, ist die Hündin zur Vermittlung frei. Bislang wollte sie keiner haben.
Und Grete ist kein Einzelfall: Zurzeit bezahlt die Stadt 26 505 Euro pro Monat für 57 Kampfhunde - 15 Euro pro Tag und Tier. Davon haben 28 den Wesenstest bestanden und könnten das Tierheim verlassen: "Die meisten dieser Hunde leben schon seit Jahren bei uns. Wir konnten seit 2007 nur zwei innerhalb Hamburgs vermitteln", sagt Tierheimleiterin Katharina Woytalewicz. Das sei aus Tierschutzsicht eine Katastrophe: "Es ist für die Hunde unerträglich, wenn sie ihr gesamtes Leben hinter Gittern verbringen müssen. Auch wenn unsere Mitarbeiter sich bestens um die Tiere kümmern, kann es kein Ersatz für ein richtiges Zuhause sein", sagte Woytalewicz.
Wer einen Kampfhund halten möchte, muss dafür eine Erlaubnis bei den zuständigen Bezirksämtern beantragen und ein "berechtigtes Interesse" nachweisen. "Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn der Halter bereits Kategorie-1-Hunde gehalten hat und seit Jahren nicht auffällig geworden ist.
Aber die Bezirksämter entscheiden immer von Fall zu Fall", sagte Rico Schmidt, Sprecher der zuständigen Gesundheitsbehörde. Zu den Kategorie-1-Hunden gehören etwa American Staffordshire-Terrier, American Pitbull-Terrier und Bullterrier.
Die 15 Euro pro Tag, die diese Tiere kosten, findet Woytalewicz angemessen: "In diesen Kosten sind die Unterbringung, die medizinische Betreuung und das Futter inbegriffen." Andere Hunde sind nicht viel günstiger im Unterhalt. 13 Euro kosten "gewöhnliche" Hunde. Außerdem hätten die Kampfhunde einen Bezugspfleger, der sich um sie kümmert. "Das ist bei unseren Langzeitinsassen wichtig, denn ansonsten vereinsamen sie." Deshalb ist das Tierheim froh, dass sich ehrenamtliche Gassigeher auch der Kampfhunde, die einen Wesenstest bestanden haben, annehmen und diese - mit Leine und Maulkorb - ausführen.
Auch der Deutsche Tierschutzbund kennt die Problematik. Bundesgeschäftsführer Thomas Schröder fordert: "Die Stadt muss alles dafür tun, dass die Hunde, die einen Wesenstest bestanden haben, zeitnah vermittelt werden." Ein Tierheim sei kein Zuhause auf Lebenszeit.