Hans-Jürgen Hoffmann, 57, ist Geschäftsführer des Meinungsforschungsinstituts Psephos.
Hamburger Abendblatt:
1. Die FDP hat 2004 und 2008 den Einzug in die Hamburgische Bürgerschaft verpasst. Jetzt dümpelt sie in Umfragen wieder nur bei drei bis vier Prozent. Wie kann die Partei es zurück ins Parlament schaffen?
Hans-Jürgen Hoffmann:
Dafür gibt es kein Patentrezept. Die Ausgangslage der FDP ist sehr schwierig. Die Gefahr besteht, dass sie zum dritten Mal in Folge an der Fünf-Prozent-Hürde scheitert. Die öffentliche Wahrnehmung der Partei ist geprägt von Personalquerelen und einem bundesweiten Stimmungstief. Sie müsste sich über ein spezifisches Hamburg-Thema profilieren.
2. In ihrem Wahlprogramm setzen die Elb-Liberalen auf Haushaltssanierung, Familienfreundlichkeit und Wirtschaft. Welche Inhalte würden Sie ihnen empfehlen, um die Bürger für sich einzunehmen?
Hoffmann:
Die Themen müssen einen konkreten liberalen Hamburger Bezug haben. Allgemein mit Steuerpolitik kommt die FDP schon bundesweit nicht gegen ihr schlechtes Image an, und das wird auch in Hamburg nicht funktionieren. Aber die Fragen der Haushaltssanierung sind ein wichtiges Anliegen, gerade in Hamburg. Da könnte die FDP durchaus als Korrektiv auftreten und die Abkehr der CDU vom Konsolidierungskurs aufs Korn nehmen.
3. Wie sollte die FDP ihre Inhalte transportieren? Ganz über die attraktive, aber unerfahrene Spitzenkandidatin Katja Suding?
Hoffmann:
Die FDP sollte sich die Reduzierung ihrer Kandidatin auf Themen wie Attraktivität und sympathisches Auftreten nicht aufdrücken lassen. Denn das wird in diesem Wahlkampf, in dem es darum geht, in welche Richtung sich Hamburg politisch und gesellschaftlich entwickelt, mit Sicherheit nicht ausreichen.
4. Wäre es richtig, auf Auftritte und Plakate mit dem umstrittenen FDP-Chef Guido Westerwelle zu verzichten?
Hoffmann:
Die Hamburger FDP wäre gut beraten, die Demontage ihres Vorsitzenden, die manche in der Partei betreiben, nicht mitzumachen. Es gibt in der Bundespolitik profilierte Spitzenpolitiker, die man in Hamburg einspannen sollte. Zum Beispiel spricht Wirtschaftsminister Rainer Brüderle die wirtschaftliberale Klientel an, und Generalsekretär Christian Lindner als programmatischer Kopf steht für eine neue FDP und spricht jüngere Wählerschichten an.
5. Wenn die FDP es doch in die Bürgerschaft schafft, wäre sie ein potenzieller Partner für die SPD. Macht ein sozialliberaler Lagerwahlkampf Sinn?
Hoffmann:
Ein Lagerwahlkampf macht keinen Sinn, weil die inhaltliche Ausrichtung von SPD und Liberalen so viele Gemeinsamkeiten nicht aufweist. Abgesehen davon würde die SPD solche Avancen weit von sich weisen, da sie auf das rot-grüne Projekt setzt.