Hamburg. Sein Erkennungszeichen ist die Fliege: Wenn der ehemalige Kulturstaatsrat Reinhard Stuth (53, CDU) Hamburgs neuer Kultursenator wird, kehrt er als Chef in eine Behörde zurück, aus der er einst überraschend in den einstweiligen Ruhestand versetzt wurde. Nach noch nicht einmal einem Jahr im Amt hatte Bürgermeister Ole von Beust (CDU) seinen langjährigen Weggefährten im März 2009 ohne Begründung entlassen. Sein Verhältnis zu Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) soll nicht das beste gewesen sein.

Der gebürtige Hamburger hat von 1974 bis 1979 in seiner Heimatstadt Afrikanistik und Jura studiert. Nach dem Referendariat in Hamburg, Berlin und Heidelberg war Stuth von 1985 bis 1989 persönlicher Referent von Bundespräsident Richard von Weizsäcker. Über Bonn, Brüssel, Prag, Bratislava und Berlin kehrte er 2001 nach Hamburg zurück, wo er bis 2008 Staatsrat für die Vertretung Hamburgs im Bund und in Europa war.

In der Kulturbehörde warten wichtige Projekte auf den neuen Kultursenator. Explodierende Kosten bei der Elbphilharmonie, die desolate Lage der Hamburger Museen, Unmut in der Kulturszene: Der Posten ist nicht gerade attraktiv – und zeitlich begrenzt bis zur nächsten Bürgerschaftswahl im Frühjahr 2012. Stuths Vorteil könnte sein, dass er – anders als ein externer Kultursenator – aus eigener Erfahrung über die Hamburger Sparzwänge Bescheid weiß.