Stadtreinigung mit mehr Fahrzeugen als sonst im Einsatz. Bessere Situation als im vergangenen Winter
Hamburg. So viel Schnee wie am Freitag hat es in Hamburg an einem 3. Dezember das letzte Mal vor 37 Jahren gegeben. Sieben Zentimeter haben die Meteorologen vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation gemessen. "Mehr waren es zuletzt nur am 3. Dezember 1973, nämlich zwölf Zentimeter", sagt Diplom-Meteorologe Clemens Grohs. Zum Vergleich: Genau vor einem Jahr lag in Fuhlsbüttel überhaupt kein Schnee, auf den Tag vor zwei Jahren waren es drei Zentimeter.
Und offenbar hat Hamburg aus den teilweise katastrophalen Zuständen des vergangenen Winters gelernt. Die Stadtreinigung ist nun flächendeckend für die öffentlichen Straßen und Wege zuständig. Sie war deshalb mit einem Großaufgebot von 800 Einsatzkräften auf Hamburgs Straßen unterwegs. Neben 120 Räum- und 150 Mannschaftsfahrzeugen hatte sie erstmals auch 100 Fahrzeuge im Einsatz, um Zebrastreifen, Bushaltestellen sowie anliegerfreie Gehwege vom Schnee zu befreien. Die waren zuvor noch nicht im Einsatz.
Diese zusätzliche Maßnahme zeigte Wirkung. Abendblatt-Reporter waren schon am frühen Freitagmorgen unterwegs, um sich ein Bild von der Situation zu machen. Um kurz vor 8 Uhr waren etwa an der Langen Reihe (St. Georg) alle Bushaltestellen freigeräumt. Auch rund um das Altonaer Rathaus musste niemand über Schneematsch rutschen. Offenbar haben auch die Anlieger dazugelernt. So waren bereits viele Gehwege noch vor der vorgeschriebenen Zeit von 8.30 Uhr geräumt. Und mit Sand gestreut. So etwa am Eppendorfer Weg.
Am Flughafen hat der Schnee zu keinen größeren Auswirkungen geführt. Es gab einige wenige Verspätungen, so eine Sprecherin des Flughafens. Allerdings seien die Flüge zum Londoner Flughafen Gatwick ausgefallen, weil dieser wegen Schneefalls zwei Tage gesperrt worden war.
Der Einsatz der Stadtreinigung begann bereits am Donnerstagabend um 22 Uhr. Allein in dieser Nacht verstreuten die Mitarbeiter 2000 Tonnen Salz. Zum Vergleich: 5000 Tonnen waren es seit dem Wintereinbruch vor reiner Woche. Hinzu kamen 400 Tonnen Split und Sand an den Bushaltestellen.
Dass in der Nacht dennoch viele Autofahrer Schnee auf den Straßen vorfanden, lag an dem Verkehr. "Salz allein reicht nicht. Es muss sich mit dem Schnee vermischen und das geht nur, wenn viele Autos auf den Straßen unterwegs sind", erklärt Andree Möller, Sprecher der Stadtreinigung. Den Schnee einfach zu räumen war bislang noch nicht möglich. "Dafür war die Schicht einfach zu dünn."
An diesem Sonnabend erwartet die Mitarbeiter der Stadtreinigung noch ein entspannter Tag. Die Sonne soll vier Stunden lang scheinen, und die Temperaturen sollen bei etwa minus zwei Grad liegen, sagt Frank Böttcher vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikation. Ab Sonntag aber sei Schluss mit heimeligem Winterwetter. Böttcher: "Nach einer gut minus fünf Grad kalten Nacht beginnt der Sonntag bedeckt. Es gibt dann ab dem Vormittag teils kräftigen Schneefall, der wegen der milden Tagestemperaturen von ein bis zwei Grad plus in gefrierenden Regen übergehen kann." Er ergänzt: "Ab diesem Sonntag müssen wir uns in Hamburg auf ein richtiges Schietwetter einstellen." Und er warnt: "Ab nächster Woche wird es draußen richtig glatt. Tagsüber taut es und nachts friert es."
Doch nicht nur sie sind für das Schneeräumen zuständig, sondern auch die Bürger der Stadt. So sind Hausbesitzer dafür verantwortlich, dass die Gehwege um das eigene Grundstück schnee- und eisfrei bleiben. So besagt es das Hamburger Wegegesetz. Gegen säumige Anwohner wollen alle sieben Hamburger Bezirke in diesem Winter hart vorgehen, kündigt Markus Schreiber, Leiter des Bezirksamts Mitte, an. Er sagt: "Wer nicht streut oder schippt, muss zahlen. Wir haben die Möglichkeit, mit Ordnungsgeldern diese Pflichtverletzung zu ahnden, und werden es auch tun."
Demnach, so erklärt Mitte-Bezirksamtssprecher Lars Schmidt, könnten zwischen 50 und 250 Euro, im Extremfall sogar bis zu 50 000 Euro, fällig werden. "Zusammen mit der Stadtreinigung, dem Bezirklichen Ordnungsdienst und den Mitarbeitern der unterschiedlichen Reviere werden wir durchgreifen", fügt Markus Schreiber hinzu. Schreibers Kollege aus dem Bezirksamt Eimsbüttel, Torsten Sevecke, ergänzt: "Besonderes Augenmerk werden wir darauf legen, dass vor Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen der Räumpflicht nachgekommen wird."
Indes ist die nach dem Schnee- und Eis-Chaos des vergangenen Winters ins Leben gerufene "Glätte-Hotline" der Stadtreinigung Hamburg auch in den aktuellen Frostzeiten wieder geschaltet: Unter der Nummer 257 613 13 können nicht geräumte Straßen und Wege gemeldet sowie allgemeine Fragen zum Winterdienst gestellt werden. "Unsere Mitarbeiter sind werktags zwischen sieben und 18 Uhr zu erreichen", sagt Stadtreinigungssprecher Möller. Darüber hinaus gebe es am Wochenende während derselben Zeiten eine Rufbereitschaft.