Der Containerumschlag in Hamburg hat in den ersten neun Monaten stark angezogen. Die künftige Entwicklung des Hafens ist aber umstritten.
Hamburg. Der Hamburger Hafen hat die Wirtschaftskrise überstanden. Der Containerumschlag, das wichtigste Teilgeschäft im größten deutschen Seehafen, legte nach Abendblatt-Informationen in den ersten neun Monaten dieses Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um rund elf Prozent auf etwa sechs Millionen Containereinheiten (TEU) zu.
Zum Wachstum hatten vor allem das dritte Quartal und dabei ein starker September beigetragen. Ausgesprochen gut entwickelt sich dem Vernehmen nach der Gütertransport der Hafenbahn.
Die Krise des Welthandels hatte Hamburg stärker getroffen als konkurrierende Überseehäfen an der Nordseeküste, allen voran Rotterdam. Nach einem Rekordwert von fast zehn Millionen TEU im Jahr 2007 sackte der Containerumschlag an der Elbe 2009 auf etwa sieben Millionen Einheiten ab. Gründe für den starken Rückgang waren der hohe Anteil des Chinahandels in Hamburg, aber auch des Transitverkehrs in die Ostseeregion.
Der Wiederaufschwung nach der Krise beflügelt auch die Prognosen der städtischen Hafenplaner. In den zuständigen Behörden wird derzeit der neue Hafenentwicklungsplan für dieses Jahrzehnt zur Abstimmung und politischen Diskussion vorbereitet. Szenarien für den Containerumschlag in Hamburg reichen darin nach Abendblatt-Informationen bis zu 25 Millionen TEU im Jahr 2025.
Um dieses Volumen abfertigen zu können, müssten die bestehenden Hamburger Containerterminals erweitert und ein neues Terminal gebaut werden - vorgesehen ist dafür eine zusätzliche Anlage im mittleren Hafen, die zurzeit den Arbeitstitel "Central Terminal Steinwerder" (CTS) trägt.
Die Hafenentwicklung in Hamburg birgt allerdings wesentliche Konfliktpunkte, deren Ursachen sowohl in der Stadt selbst als auch außerhalb liegen. Vordringlich muss entschieden werden, bis wann die notwendige weitere Vertiefung der Elbfahrrinne für Großcontainerschiffe um einen Meter vollzogen werden kann. Bislang hatte man bei den zuständigen Stellen in Hamburg darauf gehofft, dass die zuständige Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes in Kiel das Planfeststellungsverfahren noch in diesem Jahr abschließt. Dieser Zeitplan gilt mittlerweile als nicht mehr haltbar. Der Beginn der Baggerarbeiten könnte sich durch die komplexe rechtliche Abstimmung mit der EU-Kommission in Brüssel wie auch durch Klagen von Umweltverbänden bis 2012 weiter verzögern.
In Hamburg ringt man derzeit um die künftige Finanzierung für die Entwicklung und den Bau von Hafenanlagen und Infrastruktur. Im Mittelpunkt der Debatte, die Teil des Hafenentwicklungsplans ist, steht dabei die Hafenverwaltung Port Authority. Die Hafenwirtschaft übt bei der federführenden Wirtschaftsbehörde derzeit dem Vernehmen nach massiven Druck aus, um eine stärkere Rolle der Port Authority bei der Gestaltung und Vermarktung des Hafens zu verhindern. Die Hafenverwaltung gilt bei den Unternehmen, insbesondere bei der mehrheitlich städtischen HHLA, als potenzieller und unliebsamer Konkurrent.
Die Unternehmen fürchten, dass höhere Gebühren für Hafendienstleistungen und Mieten für Hafenflächen ihre Konkurrenzfähigkeit gegenüber anderen Nordseehäfen einschränken könnten. Allerdings hat die Port Authority den politischen Auftrag der Stadt, genau einen solchen höheren Beitrag der Privatwirtschaft zur Finanzierung der Hafenanlagen zu generieren.
Das bisherige Konzept des Senats, wonach der Hafen sich künftig komplett selbst finanzieren soll, ist jedoch gescheitert. Von 2014 an schießt die Stadt jährlich mehr als 100 Millionen Euro zum Etat der Port Authority zu. Wirtschaftssenator Ian Karan (parteilos) will zudem mit dem Bundverkehrsministerium einen deutlich höheren Jahresbeitrag als die bislang vereinbarten rund 21 Millionen Euro aushandeln.
"Der Hafenentwicklungsplan geht in der kommenden Woche in die Abstimmung zwischen den Behörden", sagte Michael Ahrens, Sprecher der Wirtschaftsbehörde, dem Abendblatt. Zum Jahresende hin soll das Papier den Wirtschaftsverbänden vorgelegt werden. Mit der endgültigen Bestätigung durch die Bürgerschaft rechne die Behörde derzeit für Ende Mai.