Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen Kirche fordert humanitäre Verbesserungen

Hamburg. Die Flüchtlingsbeauftragte der Nordelbischen Kirche, Fanny Dethloff, über minderjährige Flüchtlinge, Abschiebungen und darüber, was sich in Hamburg ändern muss.

Hamburger Abendblatt:

Welche Bedeutung hat die große Aufmerksamkeit für Kate Amayo für die Flüchtlingspolitik?

Fanny Dethloff:

Ich befürchte: gar keine. Aber ich hoffe sehr, dass sich etwas ändert. Jetzt ist nur mal aufgefallen, wie und unter welchen Bedingungen Abschiebungen laufen. Es gibt zwar immer weniger Fälle in Hamburg. Aber wenn es so weit ist, werden sie normalerweise sehr zügig durchgezogen.

Ist Kate denn ein normaler Fall?

Dethloff:

Es passiert häufig, dass Migranten zunächst ihre Kinder nicht mit angeben, um nach Deutschland kommen zu können. Später reisen diese oft illegal nach. Das Besondere an Kate ist, dass sie verstanden hat, dass Bildung ihre einzige Chance ist. Insofern ist Kate ein Vorbild.

Was machen die anderen?

Dethloff:

Die nicht bleiben dürfen, bekommen oft Angst, tauchen unter. Dann haben sie kaum noch eine Chance auf eine Teilhabe am legalen Leben. Umgekehrt verliert Deutschland natürlich auch. Viele dieser jungen Leute haben große Potenziale, die sie nicht in die Gesellschaft einbringen können.

Was muss sich ändern?

Dethloff:

Das Wohl des Kindes hat an erster Stelle zu stehen. Das gilt auch noch für eine 20-Jährige wie Kate. Familienschutz muss für alle gelten. Da, wo eine Familie ihren Lebensmittelpunkt hat, muss man auch den Kindern eine Chance geben. Dafür gibt es bereits gesetzliche Vorlagen in Europa. Diese gilt es angesichts der demografischen Entwicklung in Deutschland umso mehr umzusetzen.

Was kann Hamburg tun?

Dethloff:

Wir brauchen mehr Bildungsangebote für Kinder wie Kate, die als minderjährige Flüchtlinge ins Land kommen. Ansonsten gilt: Die Ausländerbehörde kann auch jetzt schon Integrationsleistungen anerkennen und großzügiger von einer humanitären Aufenthaltsreglung Gebrauch machen. Im Augenblick hat man manchmal das Gefühl, dass gewollt ist, dass die Familien den Schmerz spüren.