Eine Glosse von Iris Hellmuth
Ihren Humor haben die Briten noch nicht verloren, das muss man ihnen lassen. Trotz Finanzkrise und frühem Scheitern bei der Fußball-WM, doch genau darum geht es: Worin sind wir eigentlich noch gut?, fragt ein Bauer in Gummistiefeln seinen Sohn, während sich Stürmerstar Wayne Rooney beim Torschuss ein Bein bricht. Die Antwort gibt er postwendend selbst: Es ist die Kultur, "eines der wenigen Dinge, um die uns der Rest der Welt noch beneidet".
Zugegeben: Den Bauer gibt es im echten Leben nicht, auch Rooneys Beine sind noch ganz, doch um die soll es an dieser Stelle nun wirklich nicht gehen. Nein, der freundliche Farmer ist der gezeichnete Protagonist einer Kampagne, die in Großbritannien derzeit für ziemlich viel Aufruhr sorgt. "Save The Arts" lautet ihr Slogan, "Rettet die Künste", und damit meinen es die über 2000 beteiligten Institutionen durchaus ernst - von der renommierten Tate bis zum British Film Institute. Die Petition richtet sich gegen die Pläne des Kulturministeriums, 25 Prozent des Etats einzusparen. 100 000 Unterschriften brauchen die Künstler, 30 000 sind es schon - nach gerade einmal drei Tagen. Ein Plakat der Kampagne bringt es auf den Punkt: "Ich will Kunst nicht nur für Auserwählte, genauso wenig wie ich Bildung oder Freiheit nur für Auserwählte will." Erstaunlich, wie die Welten sich gleichen. Wenn dieser Bauer im Film nicht so penetrant englisch sprechen würde - er könnte glatt aus der Nordheide kommen.