Der 11. September 2001 hat die Welt dramatisch verändert.
Als der sowjetisch geführte Ostblock zusammenbrach und die kommunistische Ideologie unter sich begrub, rief der prominente amerikanische Politologe Francis Fukuyama das Ende der Geschichte aus. Denn fortan sei das Modell pluralistischer westlicher Demokratien weltweit alternativlos. Nur ein Jahrzehnt später war Fukuyamas These ad absurdum geführt; die Zwillingstürme des World Trade Centers verschwanden in einem Feuerball - das westliche Modell, dessen Symbol die New Yorker Stahltürme waren, wurde von einem radikalen Gegenentwurf herausgefordert.
Als unausweichlichen Kampf der Kulturen hat der US-Politologe Samuel Huntington die Auseinandersetzung zwischen dem Westen und der Welt des Islam bezeichnet. Die Terroranschläge vom 11. September 2001 waren der Big Bang für die Entstehung eines permanenten Kriegszustandes der traumatisierten USA mit dem militanten Islam. In Afghanistan, im Irak und anderswo. Neun Jahre, Hunderttausende Tote und zwei Billionen Dollar später ist die Welt zerrissener denn je. Radikale Rattenfänger auf beiden Seiten zündeln an allen erreichbaren Pulverfässern. Paranoia flackert auf: Ein religiöser Spinner in Florida vermag mit einem Streichholz am Koran die Supermacht USA in Geiselhaft zu nehmen.
Und im Iran schwadroniert ein führender Geistlicher, dass individuelle Menschenrechte mit dem Islam unvereinbar seien. Der Islam, im Mittelalter führend in Wissenschaft und Medizin, ist vielerorts in archaischer Tradition versteinert. Es fehlt ihm die schmerzliche Metamorphose der Aufklärung, die das Christentum der Moderne öffnete.
Die Faszination des militanten Islamismus liegt in der brutalen Schlichtheit seiner Ideologie - es ist ein Alarmzeichen der Überforderung und Ausgrenzung von Menschen in einer sich rasend schnell ändernden globalisierten Welt. Der Islam muss die zu eng gewordene Haut rigider Normen, die die arabische Welt des siebten Jahrhunderts widerspiegelt, abstreifen, um sich frei entwickeln zu können.
Es mutet wie ein zynischer Treppenwitz der Geschichte an, dass Amerika derweil im verzweifelten Bemühen, seine glorreichsten Errungenschaften wie Freiheit und Rechtsstaatlichkeit gegen den Terrorismus zu verteidigen, nach 9/11 genau diese Errungenschaften massiv verletzte - etwa mit der Einschränkung von Bürgerrechten oder der Installierung von Folterlagern. Der 11. September 2001 ist eine historische Zäsur und hat die ganze Welt dramatisch verändert. Ein Kampf der Kulturen tobt längst. Unser Gegner ist eine Kultur der Unterdrückung, der Intoleranz und Gewalt, wie ihn al-Qaida und diverse Regime verkörpern. Der wahre Islam sollte diesen Kampf mit uns gemeinsam führen und gewinnen.